Ländchen, Städten, Stiftern, Gutsherrschaften nnd von streitendenAnsprüchen verschiedener Kollegien eine einheitliche Verwaltung.Ein zusammenhängendes Gebiet von 700, seit 1808 von über 1100Quadratmeilen wurde hier uach einer einfachen Teilung der Ge-schäfte und mit einer gleichmäßig wirkenden Gewalt regiert. Genuß,es war Fremdherrschaft, dem Lande wurden schwere Lasten anGeld, an Lieferungen und Mannschaften auferlegt, und dazu kamdas Elend gemeiner Spionage: aber im ganzen war die Verwaltungerheblich besser, als sie diese Lande je gesehen hatten. Beseitigtwurde die Verzettelung der öffentlichen Gewalt an Privatpersonenund die Befreiung der Reichsten von den Lasten, und der (üoäsNapoleon bedeutete einen großen Fortschritt gegenüber dem Gewirrvon überdies großenteils veralteten Gesetzen und Gerichtsordnungen.Segensreich wirkte die Einheit in Münze, Maß und Gewicht, undein Fortschritt lag auch in der Vertretung des Volkes. Wenn derStaatsrat, die Reichsstände und vollends die Konseils, die denPräfekten, Unterpräfekten und Maires zur Seite gestellt wurden,auch dem rücksichtslose!: Willen Napoleons ebensowenig wie derKönig Jerome selbst Widerstand leisten konnten, so war doch, zumalin den Reichsstünden des Königreichs Westfalen , ein großes Prinzipin die Verwaltung eingeführt. Es wurde gebrochen mit dem Grundsatzder alten Landstände, die sich ganz oder doch in erster Linie alsVertreter ihrer Sonderinteressen fühlten. Es waren Notabeln-versammlungen, nicht aus Volkswahlen, sondern ans Wahlen vonWahlkollegien, die die Regierung ernannt hatte. Unter den 100Mitgliedern mußten 70 Grundbesitzer, 15 Kaufleute und Fabrikantennnd 15 Gelehrte und um den Staat verdiente Bürger sein. Siehatten nur beschränkte Befugnisse, konnten die Vorlagen der Regie-rung nur annehmen oder verwerfen, nicht verändern, aber sie hattenGelegenheit, in Kommissionen ihre Ratschläge zur Geltung zubringen, ehe die Regierung die Anträge der Versammlung vorlegte.Sie tagten in einer Zeit der Gewalt, und da bot diese Form mehrGewähr eines wirklichen Einflusses als ein Parlament nach derkonstitutionellen Schablone; nnd wir hören denn auch, daß dieVorverhandlungen nicht ohne Wert waren, und daß mehrfachRegierungsvorlagen ganz abgelehnt wurden. Es war doch nicht
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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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