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Dic Entwicklung der Einzch'taatcn 1815—1840.
zu, als Österreich durch die rechtlose Besetzung von Krakau seineJuteresseu auf das empsindlichste schädigte. Bon einer äußereuPolitik der übrigen deutscheu Staaten außer Österreich kauu vollendskeine Rede sein, nnd ihre Geschichte ist nur die Geschichte ihrerinnern Entwicklung, der sie sich gauz hätten widmen mögen. Dasist allerdings nur teilweise mit Ersolg geschehen, auch hier herrschtevielfach Schlaffheit nnd dumpfes Berharreu, oder es wurde dieKraft auf die Thorheiten der Reaktion verwendet: aber trotz alle-dem begann es in vielen Staaten in Wirtschaft und Verwaltungvorwärtszugehen.
In Bayern war der Fortschritt auf alleu Gebieten ersichtlichund bereits in der Napoleonischen Zeit eingeleitet. So gewalt-thätig des vielgeschmähten Ministers Montgelas Regierung war,so hatte sie doch wohlthätig gewirkt. Durch eiue Konstitution vom1. Mai 1808, die nach dem Mnster der Konstitution deS König-reichs Westfalen entworfen war, wurde dem Staate, der bisher„eiu bloßes Aggregat verschiedenartiger Bestandteile" war, eineeinheitliche und gleichartige Berwaltung gegeben. Der Grundsander Gleichheit vor dein Gesetz wurde allsgestellt und in den siebenOrganischen Edikten von Jnni bis September 1808 weiter durch-gesührt. Es wurdeu viele veraltete Errichtungen und Privilegienbeseitigt lind manche Fessel gelost, die die Bolkskräfte gebundenhielt. Auch nach seinem Sturze <1817) giug diese Eutwickluugnoch weiter. Die Schuleu und Universitäten wurden gehoben,der kirchliche Druck erleichtert, den Protestanten wenigstens grund-sätzlich gleiches Recht gewährt. In den Städten erwachte neuesLeben, Nürnberg, Augsburg, München und andere nahmen zu auEiuwvhneru und Wohlstand: man suhlte, daß es vorwärts ging, undman hielt aus iu dein heftigen Kampfe, der um diese Reformenentbrannte. Denn unter der Führung des verbleudeteu Aretiu bildetesich eine Partei vou Fanatikern, dic sich besonders gegen die „pro-testantische Fremdenkolonie" mit leidenschaftlicher Wnt richteten, dieunter dem Einfluß der Jesuiten verkümmerten BilduugszuständeBayerns als eine Art nationalen Heiligtums verteidigte und einenoft ins Lächerliche verzerrten bajnwarischen Nativiömus mit kleri-kalem Prvtestantenhaß verwebte. DeS gutmütigen, aber jeder Kraft