139
und jeder eigentlichen Herrschergabe entbehrenden Königs Max I.Josefs zweite Gemahlin, Karoline von Baden , war Protestantinund unterstützte die Bemühungen des sreigeistigen MinistersMontgelaS, Bayern durch die Berufung und die Begünstigunghervorragender Gelehrten gleichviel welcher Konfessiou und Her-kunft zu hebeu. Die Protestanten Feuerbach, Niethammer, Jacobiund Schelliug wirkten so zusammen mit freisinnigen Katholiken,wie deu hochbegabten Brüdern Baader, Söhnen der Stadt München ,dem Schulmann, dem Ingenieur und dem Philosophen, der anch inmystischer Verhüllung ciuen freieren Hauch vom Geiste des 18. Jahr-hunderts bewahrte, und wurden dnrch die Berufung der Philologe»Jacobs und Thiersch auf das glücklichste verstärkt. Jacobs er-trag die Anfeindungen der Jesuiteil und Bajuwaren nicht langeund ging nach Gotha zurück; Thiersch aber hielt aus; selbst durchden Mordaufall am 28. Februar 1811, bei dem ihm der ohneZweifel aus dem Lager der „für Kirche und Baterland streitendenPatrioten" stammende Mörder eine tiefe Wunde am Halse bei-brachte, ließ er sich nicht entmutigen.
Seine Wirksamkeit war von dem größten Erfolge begleitet,mittelbar und unmittelbar. 1826 gelang eS ihm sogar, denKönig zu überzeugen, daß der aus der Jesuitenzeit herstammendeKollegienzwang und die für jedes Fach genau vorgeschriebeneStudienvrdnung vom Übel sei. Sie wurde beseitigt und denStudenten die au deu anderen deutschen Universitäten herrschendeFreiheit iu den Studien gewährt, auch der Universität selbstgrößere Selbständigkeit in der Verwaltung verliehen. Die Refor-men, die Thiersch im Schulwesen einführte und die die Gym-nasien dem Muster der sächsischeu Fürsteuschulen zu nähern suchten,wurden teilweise wieder beseitigt, aber im ganzen siegte der von ihmnnd seinen Freunden vertretene Geist des Humanismus nnd derfreien Hingabe an die Forschung. Thiersch war einst i1809) vonGöttingen uach München berufen worden, um hier den Samen derauf norddeutschem Boden erwachsenen Bildung auszustreuen; welchein Triumph des verjüngten Bayerns, daß Thiersch nun bei demUniversitätsjubiläum iu Gvttingen 1837 den Philologen Deutsch-lands die Anregung geben konnte zu der Gründung des Vereins