Druckschrift 
Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
Entstehung
Seite
253
Einzelbild herunterladen
 
  

Paul Pfizer ,

253

Adler Friederichs des Großen!Gleich der Sonne decke ouDie verlass'nen HeimatlosenMit der goldnen Schwinge zu!

In den allgemeinsten, scheinbar ganz fernliegenden Unter-suchungen über Fragen der Philosophie nnd Religion wird derStandpunkt gewonnen, um die bequeme Ausrede zu beseitigen, alskönnten wir Deutsche uns über den Mangel eines kräftigen Staatesmit unseren Leistungen in Poesie und Philosophie trösten. Wederdie Poesie noch die Philosophie könnten das Vaterland aus seinergegenwärtigen Schmach retten, dagegen sei umgekehrt eine weitkräftigere Blüte unseres geistigen Lebens zn erhoffen, wenn nnserVolk durch einen wahrhasten Staat und sein thatkräftiges Lebenbefreit werde von der krankhaften Überschätzung der bloßen Re-flexion:deren ewiges, gegenstandsloses Ringen noch täglich unsereedelsten Kräfte verzehrt".

Diese Erneuerung des deutschen Staates könne nnr dnrchPreußen kommen, nicht dnrch Österreich. Österreich habe sich seitder Reformationszeit allem cntgegengestemmt, worauf die Entwicke-lung und das Leben der Nation beruhen.

So wenig als die Toten auferstehen, so wenig wird Osterreich für Deutsch-land je wieder das werden, was es einst gewesen. Eine Kluft von dreiJahrhunderten hat sich zwischen seiner Gegenwart uud seiner Vergangenheitaufgethan, die nicht mehr rückwärts übersprungen werden kann. . . . Deutsch-land muß sich verjüngen und den Standpunkt einnehmen, wo es sähig wird,seine mit der Reformation begonnene Bestimmung als die geistige MachtEuropas zu vollenden. . . . Preußen war es, das durch außerordentliche An-strengung seiner Phpsischen Kräfte, noch weit mehr aber durch das moralischeGewicht, daS sein Enthusiasmus in die Wagschale legte, die BefreiungDeutschlands von der Herrschaft Napoleons entschieden und dadurch für seineAnsprüche auf die Hegemonie einen vollgültigen RechtStitel, dem bis jetztnur die äußere Anerkennung fehlt, erworben hat. . . . Für das alte undstarre Österreich tritt nun das jnnge und bewegliche Prcnßen ein, statt eineSkatholischen Staats erscheint ein protestantischer . .. an der Stelle einer derdeutschen Geistesbildung entfremdeten und abgcneigien Macht erblicken wirjetzt einen Staat, der einen Ruhm darin sucht, nichts zu unterlassen, wasihn zum Mittelpunkte deutscher Geistesbildung machen kann.

Pfizer widerlegt dann die abschätzigen Urteile, die in denStaaten des Südens über Preußen unddas aufgeblasene Preußen-tum" im Schwange waren, rühmt seine Verwaltung als mnsterhast