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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
Entstehung
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585
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Langensalza.

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auf derartigen Bündnissen ruht. Der Gegensatz der politischenInteressen und die Vielköpfigkeit des Befehls lahmten die Kraft derTruppen. Auch die Ausrüstung und Ordnung der kleinstaatlichenHeere verrieten mancherlei Mängel.

Am raschesten erfüllte sich das Schicksal der hannöverscheuArmee. Der König Georg wollte sich mit den Bayern vereinigen,und nachdem die Armee sich in Göttingen , wenn auch nur unvoll-kommen, ausgerüstet hatte, brach sie am 21. Juni nach Heiligen-stadt auf, um über Mühlhausen und Eisenach nach Süden zu ge-langen. Das Glück war ihr günstig, insofern sich der General Vogelv. Falckenstein, der sie entwaffnen sollte, durch den Plan eines Zugesgegen die süddeutschen Truppen abhalten ließ, die Verfolgung energischzu betreiben und ihr den Marsch auf Eisenach zu verlegen. Aber dieLeitung der Hannoveraner versäumte dies rechtzeitig auszunutzen,und empfing so am 23. Juni in Langensalza die Aufforderung, sichzu ergeben, da die Armee umstellt sei. Das war nun keineswegshinreichend geschehen, aber es kam zu Verhandlungen über denPlan, die hannöverschen Truppen gegen die Verpflichtung, ein Jahrhindurch nicht gegen Preußen zu kämpfen, abziehen zu lassen.

Diese Verhandlungen wurden infolge von Mißverständnissenunterbrochen durch einen Versuch der Hannoveraner, nach Eisenach vor-zustoßen, der aber nicht mit gehörigem Nachdruck durchgeführt wurde.Unterdessen wurde Eisenach von der Division Goeben besetzt und derWeg gesperrt. Unglückliche Maßregeln Falckensteins, veranlaßt dnrchGerüchte über das Anrücken der Bayern sührten dann am 27. Junizu dem Gefecht von Langensalza, wo 9000 Preußen unter GeneralFlies mit der überlegenen Armee der Hannoveraner kämpften undnach erheblichen Verlusten weichen mußten. Aber dieser Erfolgkonnte den Hannoveranern nichts mehr nützen; am 28. Juni sahensie sich von so bedeutenden Massen umstellt, daß sie sich bedingungs-los ergeben mußten. Der König von Preußen gewährte jedoch,daß die Mannschaften ohne Waffen in die Heimat entlassen wurden,die Offiziere aber als beurlaubt mit Bewahrung ihrer Waffen undihrer Bezüge. Der König Georg erhielt mit dem Kronprinzenund dem von ihm gewünschten Gefolge die freie Wahl des Wohn-orts außerhalb Hannovers.