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Politische Geschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert / von Georg Kaufmann
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Die Gegner der Bündnisse im Süden.

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Auch in den Bundesstaaten begann eine rührige Thätigkeit;vor allem brachte die Einführung der allgemeinen Wehrpflichtneue Pflichten und neue Bedürfnisse. Die Verhältuisse der Schulenund das böotische Stillleben der sogenannten besseren Kreise wurdenzunächst davon berührt. Es galt in mancher Familie harte Kämpfe,bis man sich davon überzeugte, daß es unwiderruflich wahr sei,daß fortan auch die Sohne derguten Familien" Soldaten werdenmüßten. Und diese Bewegung machte nicht Halt an der Main-linie. Die Bündnisverträge hatten eine Wehrgemeinschaft begründet,die notwendig auch eine Änderung der Heeresorganisation nachpreußischem Muster nach sich ziehen mußte. Aber dies regte nuneine Menge von wichtigen Interessen gegen die Bündnisse auf uudverstärkte die partikularistifchen Stömungen, die namentlich inBayern und in Württemberg sehr lebhaft waren, hier mehr demo-kratisch, in Bayern mehr ultramontan gefärbt. Die Oppositionrichtete sich auch gegen die Fortsetzung des Zollvereins, doch nurschwächer, und auch in Bayern , wo sie am nachhaltigsten geschürtwurde, mußte sie weichen. Handel und Gewerbe des Landesforderten zu gebieterisch, daß Bayern vom Zollverein nicht aus-geschlossen werde. Hartnäckiger war der Widerstand gegen dieSchutz- und Trutzbündnisse. Man stellte die Sache so dar, alshätte nnr der Norden Vorteil davon, gleichsam als ob diesüddeutschen Staaten vor jedem Angriff einer feindlichen Machtsicher wären. Die Regierungen sahen die Notwendigkeit dieserVerträge viel freier und richtiger an, als die Volksvertretungenund die Gelegenheitspolitiker. Als in Württemberg darüber ge-klagt wurde, daß das württembergifche Heer im Kriegsfall ohneweiteres unter den Oberbefehl des Königs von Preußen trete, ant-wortete der Minister, daß das in der Natur der Dinge begründetsei, daß es notwendig geschehen würde, gleichviel ob es vorherausbedungen sei oder nicht. Diesen Agitationen und philister-haften Beklemmungen ein Ende zu machen, erklärte Bismarck am26. Oktober 1867, daß die Zollvereinsgemeinschaft nur abgeschlossenwerde, wenn auch die Wehrgemeinschaft, wie sie in den Bündnissenausgesprochen sei, treu gehalten und von den Kammern bestätigtwerde. Das gab den Ausschlag. Die ultramontanen Gegner