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I. Das Erbe.
Mieden und Bilden, Sitten und Gewohnheiten einheitliche, nahe an-einander gerückte Menge von einem dem mittleren Leben nicht zu ent-legenem Znstand jedes einzelnen Mitgliedes. Es war diese reinkünstlerische Kunst nicht oder doch nicht gleich gut im benachbarte»katholischen und vornehmen Antwerpen als im Protestautischen nndbürgerlichen Leyden oder Haarlem . Denn dort fehlteu Hof uudKirche, die Umformung der Geister von außeu her, das eben, wasman „Bildung" des Volkes nennt. Die Ausbildung, Umbildung,Fremdbilduug führte hier eiue Trennung der Stände herbei. InHolland vollzog sie sich später durch die Macht des Geldes, des Han-dels, des Gewerbes und andererseits der klassischen Gelehrsamkeit.Anch hier kam's zur Trenuuug zwischen oben und unten. Frans Hals hatten noch alle verstanden, Rembrandts Volkstümlichkeit verlernteman in dessen späteren Jahren. Die Gebildeten wollten nicht nurein gutes Bild haben, sondern ein solches, das einesteils ihremängstlich gewahrten besseren Wesen, anderenteils dem Ziel ihrermit so viel Fleiß betriebenen Studien entsprach. Die vornehmenGenremaler Dow, Mieris kamen auf und mit ihnen die Darstelleredlerer Gegenstände. Man hatte es genug, wie Gerard de Lairesse sagt, Bettler, Bordelle, Kneipen, Tabaksraucher, Spielleute uudbeschmutzte Kiuder auf den Kackstuhl gemalt zu sehen; der durchBildung geläuterte Geschmack bäumte sich ans gegen die Knnstder Brouwer und Jan Steen .
Was der niederländische Mater in seinem berühmten Lehrbuchforderte, wurde für die Folgezeit zur ästhetischen Gewißheit. Das19. Jahrhundert stand unter dem Einfluß dieser Lehre, wie sie auchLessing aus den Alten als eine unumstvßige Wahrheit erklärt hatte.Nicht aus einer Kenntnis der Werke, sondern aus der Belesenheit inden alten Schriftstellern. Anch damals, im klassischen Athen , gab esin der Kunst die üppige Prahlerei mit leidiger Geschicklichkeit, welchedarauf ausging selbst ein Scheusal ähnlich nachzubilden, um damitdie Knnst des Bildners zu beweisen. Jener Pnusan, welchemAristoteles nachsage, er bilde seine Gestalten uuter der Wirklich-keit, dessen Werke er der Jugend verschließen möchte; jener Pyreicns,der den Zunamen eines Kotmalers erhielt, obgleich wollüstigeReiche seine Werke mit Gold aufwogen, sind nach dem Laokoon