Druckschrift 
Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
Entstehung
Seite
120
Einzelbild herunterladen
 
  

120

III. Die alten Schulen.

Beisammeuliegeude so verschiedenartig wirkt, wie geschärst der Blickinnerhalb der gemeinsamen Schulung für das Zwiespältige ist.Selbst die Verehrer der Schüler des David , des Hctsch undSchick waren über den Meister gleicher Ansicht. Baron Üxkull, ihrFreund, dachte ihr Urteil wiederzugeben, wenn er bei David nurdürftige Formen, theatralischen Ausbau, Überladung uud Ver-wandeln des historischen Stosses in eine Trvdelbude von antikenMöbeln, Wasfen und Kostümen sah. Der alte Koch fand keinenStil; da fche er sich lieber Boncher, Watteau , Coypel selbst an alsDavids Mixturen aus ihnen, die er in seiner derben Art ästhetischeBrechmittel nannte.

Wunderbar: waren es doch Freunde und Bewunderer vonSchüleru Davids, die dies aussprachen. Schick malte in Rom seinenDavid vor dem erzürnten Saul die Harfe fpielend. Es ist einklassisches Drama mit allem Salz der thränenreichen Zeit, vollPathos, voll Davidscher Form. Aber es wurde als ein Triumphder deutschen Kolonie angesehen. Der Künstler durfte hoffen indie erste Reihe seiner Zeitgenossen zu rücken. In Deutschland hatteman freilich weniger Empfänglichkeit für sein Bild. Nicht mindergefeiert war in Rom sein Noah beim Austritt aus der Arche.Selbst A. W. von Schlegel, der Romantiker, der freilich selbst durchseine Beziehung zu Frau von Staill vielerlei sranzvsischen Einflüssenzugänglich geworden war, wurde durch Schicks Bild zu stürmischerAnerkennung hingerissen. Er sah außer Erauickuug des Auges auchHerzensandacht in dem Bilde, in den Engeln ein Gefühl vonätherischer Glnt. Die Fülle des Ausdruckes ist es, welche die Weltentzückte, die Klarheit der Zeichnung und die bei aller Spitzigkeitdoch sichere Farbe. Schick hatte in Paris malen gelernt unterDavids Leitung uud stand schon aus diesem Grnnde im Vorteilden anderen Deutschen gegenüber. Der Apollo uutcr den Hirtenzeigte dies noch deutlicher. Er brachte eine gute Technik mit undwar durch diese den meisten seiner Zeitgenossen überlegen. Einspäteres Geschlecht, das gerade auf diese das geringste Gewicht legte,sand in ihm nur eine Vorstufe für Kommendes, Größeres und wiees immer geht, daß das eben Überwundene am meisten verhöhntwird, so traf Schick der Hohn derer nm Cornelius: es fehle ihm