Schick. — Wächter.
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die Charakteristik. Man sträubte sich gegen die sorgfältige Schule,welche in Paris Borbedingung jedes Arbeitens war. In dieserwitterte man eine Gefahr, in die Knechtschaft der Natur zu kommen.Man empfand als Fehler, daß das Modell zu sehr studiert wordensei, man sah in Schicks uns so akademisch erscheinenden Bilderneinen Naturalismus, der der Wissenschaft der Kunst widersprach.Wir thun daher vielleicht besser, Schick statt wie bisher eiuen Vor-läufer einer nenen als den Abschluß einer alten Knust zu betrachten,in der auch David nur ein verbindendes Glied ist, und die wiedervon England ausgeht. Wenn man die Historienbilder Reynolds,seines Nachfolgers als Londoner Akademiedirektor, Benjamin Wests ,jene von Vary, ja die der Angelika Kausfmann im Geiste vor sichvorbeifchreiten läßt, so findet man die Art Davids in ihnen vor-bereitet, ja vielfach übertroffen. Reynolds hungernder Ugolinoist das Meisterwerk einer Seelenmalerei, die im Theater ihreStadien machte. Wests, Singleton Copleys nnd anderer englischerMaler Bilder griffen anch dem Realismus voraus, wie er in Daviderschien, wenn dieser gleich jenes Pathos voraus hat, welches auchdie französische Bühne von der englischen unterscheidet. Schickwurde der Schwiegersohn des in Rom lebenden schottischen MalersJohn William Wallis. Leider kenne ich kein Werk dieses inEngland meines Wissens wenig beachteten Künstlers, von dem selbstR. Brydall in seiner Geschichte der Knnst in Schottland nichtsweiß. Möglich, daß durch ihn sich auch Verbindungen anknüpften,die sich klären werden, wenn einmal eine Geschichte der Kunst des18. Jahrhunderts geschrieben sein wird, die nicht auf der Ästhetikder unmittelbar auf sie folgenden Zeit beruht.
Eberhardt Wächter, der zweite in Rom zu Ruhm ge-langte Schwabe, ist ebeusalls ein Schüler Davids. Daß er diestatuarische Haltung seiner Gestalten von Carstens habe, ist einerder Irrtümer der Folgezeit. Sein Hiob ist eine sehr ernst zunehmende Komposition. Einzelne Gestalten, am wenigsten derDulder selbst, sind von einer ruhigen Größe und von einer Em-pfindung im Umriß, die den Ruhm des Mannes sehr wohl be-greifen lassen. Kaulbach und die Seinigcn hätten sehr sroh seinkönnen, wenn sie solche nackte Gestalten sertig gebracht hätten.