126
IV, Die Landschaft,
Es ist die Weisheit des Städters, des Spaziergängers, des inder Natur nicht Heimischen, die sich hier ausspricht. Auch Jakobvon Rnysdael hat gewühlt, verschiedene Studien, vielleicht sogarsremde, zu einem Bilde vereint. Er hat auch ideale Stimmungenwecken wollen. Aber er stand nicht über der Natur, sondern inihr; er wollte sie nicht meistern, sondern erreichen; nicht verbessern,sondern ergründen.
Der Künstler nach dem Herzen der Zeit war PhilippHackert, der Vielgereiste, der Mann, der in Neapel , dem schönenNeapel seine beste Zeit verlebte. Er malte schlechte, aber berühmteBilder, sagt Koch von ihm. Sehr viel seines Ruhmes dankt erden dargestellten Gegenständen. Goethe betrachtete sie mehr mitden Augen deS Naturforschers als des Dichters oder gar desKünstlers. Wie lehrreich, wie nützlich durch ihn sich vorführen znlassen, wie es draußen in bekannten und unbekannten Fernen aussehe.Goethes getreuer Kunstfreund Meyer sprach in seinem Sinn, wenner sagt, Hackert habe das Fach der Prospcktmalerei zur höchstenVollendung gebracht, den realistischen Forderungen, so unmöglich esscheine, mit geringem Nachteil für die Kunst Genüge leistend. Ersagte dies, obgleich er Canaletto kannte, der doch mit so unvergleichlichviel höherer Kunst das leistete, was jener anstrebte. Meyer lobt aberanch nur mit halber Stimme. Die Prospektmalerei ist ihm eineminderwertige Kunst. Liege doch die Erfindung außer ihrem Kreise,ja selbst die Anordnung sei bedingt dnrch den Gegenstand. AberHackert sei ein Meister gewesen in der Kunst, Gestalt und Ver-hältnisse der nachzubildenden Gegenstünde richtig auf die Leiuwandzu übertragen und deu Charakter dieser anzudeuten. Au den Felsensei oft sogar die Steinart zn erkennen. Wenn das Kolorit auchbunt wäre, so sei er hierzu durch die Natur selbst verführt worden,da er ihren Reichtum, ihre Überfülle an Farbe festzuhalten strebte.Es sind dies wichtige Sätze. Denn sie zeigen, was an Technik dieWeimaraner zu verlangen sich gewöhnt hatten, wie sie den Künstlermit dem für den Knaben in der Zeichenschnle berechtigten Maßebeurteilen wollten. Aber Hackert geschah so unrecht nicht. Erwar selbst ein Schulmeister der Natur gegenüber. So teilte erbeispielsweise, wie er selbst berichtet, alle Bäume in drei Klassen;