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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Hmkert, Mcyer und Fernow.

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habe man diese zu zeichnen erlernt, die Kastanie, die Eiche unddie Pappel, so sei es nicht schwer, lausende anderer Baume dar-zustellen. Mau habe dariu die richtigen Systeme, Abwechselungin den Baumschlag zu bringen, indem man noch die verschiedenenStämme charakteristisch bilde. Damit kommt man denn auch zurKnnst, Vnnme komponieren zu köunen. Nur solle man sich niean die verstümmelte Natur halteu, denn an nachgeahmten wiekomponierten Bänmcn muß alles schön und lachend, freundlich uudlieblich sein.

Es ist lehrreich, Hackerts theoretische Fragmente zu lesen, dieGoethe des Abdruckes für wert hielt. Es ist das Bekenntnis einesPraktikers, der weiß, wie man die Sache anpackt. Trocken, wieausgekochtes Rindfleisch, innerlich kalt uud ohne einen Herzschlagfür das, was den Modernen im Bilde begeistert; für die Stimmung,die Feinheit im Tou, die Kraft des Lichtes!

Aber auch Meyers Kritik ist lehrreich. Er urteilt vollkommenvon oben herab, er erteilt Lob und Tadel mit dem Vollgefühl,dazu durch seine Grundsätze berechtigt zu sein; der Gedanke, daßes eine Möglichkeit gebe, als Kenner anders zu urteilen, bedrohtihn nicht aus sernster Ferne. Und er konnte ja damals schonauf einem festen, kritischen System der Landschaftsmalerei fußen,das Fernow 1803 gegeben hatte. Als echter Kautschüler hattedieser sein Lehrgebäude mit vollendeter Schärfe so entwickelt, daßsich nicht wohl, nahm man die Vordersätze sür richtig, gegen dieseAnschauungen etwas sagen ließ. Und dazu stand er ja in Rom in enger Verbindung mit den dort thätigen Landschaftern. Durchdiese hatte er erkannt, daß die Kunst eine hohe Stufe der Vollendungerlangt habe; nur noch in dein dichterischen Teile der Erfindungsei sie einer größeren Vervollkommnung sähig; mit diesem Wunschsteht er im Gegensatz zu Hackert, der die Landschaft seiner Zeit fürtadelfrei hielt.

Fernow unterscheidet zwischen der Darstellung idealischer Natur-scenen nnd der Prospektmalcrei. Jene allein ist ihm höhere Kunst.Sie ahmt nicht bestimmte Gegenden nach, bildet sie nicht nachMustern, die aus der Natur gewählt sind; sondern sie schafft nachdem Ganzeu, wie es in der Einbildungskraft lebt, aus der Idee; sie