Druckschrift 
Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
Entstehung
Seite
139
Einzelbild herunterladen
 
  

Englische Kupfer, Holzschnitte, Landschaftsmaler. 139

Der Schützenkönig zog am Gasthofe vorbei und der Lord , der aufdem Balkon seine Times las, drehte sich nicht einmal nach ihmum, derselbe Lord , der gestern für einen alten, längst unmodernenKrug aus Steingut einen blanken Thaler gezahlt hatte. Spleen,vollkommener Spleen!

Die topographische Landschaft im Sinne Hackerts war langeZeit drüben, jenseits des Kanals, beliebt: William Alexander reistemit Cook um die Erde, Paul Sandby und andere benutzten die neuerwachte Kunst des Malens mit Wasserfarben, um den Bewunderernihrer Bilder die schönsten Gegenden der Welt zn zeigen. Die Tier-malcrei nahm einen mächtigen Aufschwung, nicht jene, welche dar-legen wollte, welche Leidenschaften nnd Tugenden im Tiere schlummern,sondern die das Rind, das Schaf, das Pferd vom Gesichtspunktdes Züchters betrachtete oder vom Standpunkt des Freundes derRennen, vor allen ein James Ward. Das ganze vornehmeEuropa kaufte englische Stiche, in denen die Sieger von Epsom undDerby mit sicherem Verständnis dargestellt waren. Ein Engländer,Th. Bewick, gab in seinen Holzschnitten die ersten guten Dar-stellungen zur Naturgeschichte, Blätter, die nicht stilistisch zurecht-gestutzt, sondern bei unbestochener Treue echte Kunstwerke sind.Goethe freilich meinte, daß diese Engländer mehr als geschickteHandarbeiter zu betrachten seien, deren höchstes Ziel ist, saubereArbeit zu liefern; man könne freilich Kunst in höherem Sinne vonihnen und ihrer Technik nicht erwarten, denn die Kunst könne wohlauf den Mechanismus, der Mechanismus aber nicht umgekehrt aufsie einen günstigen Einfluß äußern; aber er unterstützte doch Joh.Friedr. Gottlieb Unger in seinem Bestreben, den Holzschnitt eng-lischer Art nach Deutschland zu verpflanzen.

In England hatte auch die Landschaftsmalerei außerhalb desakademischen Kreises ihre Anfänge, war sie zu einer nationalenSelbständigkeit gelangt. In London blühte Richard Wilson, der inItalien gereifte Schüler von Zuccarelli, Vernet und Meugs. Ein inter-nationales Kleeblatt von Lehrern, bei dem er aus tausend Natur-ansichten einen idealen Gesamteindruck zu schassen lernte. AberThomas Gaiusborough hatte seine Landsleute gelehrt, daß indem Erfassen der Heimat und zwar in dem vollen, alle Seiten-