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IV. Die Landschaft.
rasch nach der Nachfrage der Reisenden in seiner vielbesuchtenWerkstätte zu richten begann.
Viel wichtiger ist Rumohrs stets erneuter Hinweis darauf,daß die Natur unendlich viel des Schönen biete. Er wies dieKünstler auf das unmittelbar vor ihnen Liegende. Das leidigeSnchen nach Tableaus, d. h. nach holländischen Landschafts-stimmungen oder nach klassischer Schönheit war ihm zuwider.Häusig, so erzählt er, besuchten mich von Hamburg aus die jüngerenKünstler, welche dort zahlreich sind. Meine Sammlungen undmein Interesse an ihrer Beschäftigung zogen sie an, doch blieb ichohne Einfluß; sie verstanden mich nicht! Sie sprachen ihm zu vieldas Rotwelsch der Ästhetik. Nerlich hatte sich ihm empfohlen, weiler weniger gebildet und belesen war.
Die jungen Maler, welche in der folgenden Zeit heranreiften,waren mehr nach seinem Wunsche. Sie litten nicht an der Über-fülle gelehrter Bildung. Sie kamen aus dem Handwerk oder dochaus einer künstlerischen Thätigkeit, die diesem sehr nahe stand. SoErnst Morgenstern, Adolf Friedrich Vollmer; dann solche,die bei anderen Hamburger Künstlern sich ausgebildet hatten, wiedie drei Brüder Johann Günther, Jakob und Martin Gensler ,dann als jüngere Hei nrichLeh mann, und dessen Bruder Eduard:Adolf Karl, H. Wilhelm Soltau und Hermann Kauffmann .
Viele von diesen sind rasch fremden Einflüssen verfallen. Zu-nächst die Lehmann, die nach Paris gingen nnd Künstler voninternationaler Stellung wurden. Für sie, die Verwandten Börnesund Heines, bot Hamburg keine genügende Gelegenheit zur künst-lerischen Ausbildung, war Ingres weltberühmte Werkstätte dasrasch erreichte Ziel. Seßhaft blieben vorzugsweise die Gensler,unter denen Martin der bedeutendste war. Sie malten Sitten-bilder und Bildnisse, auch Landschaftliches und Ansichten malerischerWinkel der Stadt, die alle mit einer schlichten Wahrheitsliebe dar-gestellt sind, wie sie sonst der deutschen Kunst so ganz abhandengekommen war; namentlich auch im Ton fanden die Brüder eineoft wohl spitze, harte Behandlung, welche die außerordentlich sorg-sältig wiedcrgegebenen Einzelheiten nicht ganz überwindet; doch stetsohne Rücksicht auf entlehnte Schönheit, mit vollem Vertrauen aus