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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Beziehungen zu England und Dänemark .

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die eigene Naturbeobachtung, auf die Reize der Farbe draußen imFreien sich selbst treu bleibt.

Gegen 1830 hatten sich die jungen Künstler gegenseitig soweitgefördert, daß sie der Natur mit einer Freiheit und Klarheit ent-gegentreten konnten, wie sie damals nur die Engländer besaßen.Nichts von wirklicher Entlehnung dorther! Von Turners Austretenhatten sie schwerlich eine klare Vorstellung; sie hätten über dengewaltigen Umbildner der englischen Landschaft genrteilt, wie deralte Koch, als Turner 1820 in Rom eine Ausstellung veranstaltete;der sagt von ihm: Oaec^tum non est xietum; die Ware sei zn sehrunter aller Kritik gewesen, daß eine die Extreme liebende Welt sienicht fleißig besucht hätte! Im Gegenteil, man kann weit eher vondeutschem Einfluß auf England sprechen. Philipp Jacob Lauther-burg, ein Elsässer, malte in London als Mitglied der Akademieüberraschend farbige, in England noch heute hochgeschätzte Bilder,Johann Zoffany , ein Frankfurter, war dort ein angesehener Künstler.In dem Hamburger Kreise stellte nur der in Hamburg , später iuDüsseldorf gebildete Tiermaler John William Bottomley eineMittelsperson dar. Aber als ich zuerst in England die Arbeitender außerhalb der Londoner Akademie stehenden Landschaften sah,wie John Glover, David Cox, Peter de Wint , Samuel Jackson,war ich erstaunt über die Verwandtschaft in der Richtung diesseitsund jenseits der Nordsee, von der Geineinsamkeit des Strebens,von der Ähnlichkeit der Stellung der Natur gegenüber bei gleich-zeitigen, wenn auch verschiedenen Völkern angehörigen Künstlern,die von ästhetischen und akademischen Schulgesetze frei, ihreu künstle-rischen Sinnen allein vertrauten.

Bezeichnend ist für die Landschaften der ganzen Gruppe dieSehnsucht nach dem Norden. Morgenstern, Gnrlitt, Vollmergingen dorthin im wesentlichen um Everdingens Spuren auszusuchen.Mein Vater besuchte die Akademie zn Kopenhagen , welche damalsRumohr für die beste Anstalt hielt. Der Kronprinz ChristianFriedrich von Dänemark, der 1821 in Rom alle Künstler um sichund seine schone, liebenswürdige Gattin Karoline Amalie von Schleswig-Holstein sammelte, war ein eifriger Beschützer der Künste, Numohrstand ihm von damals her sehr nahe. Der Schleswiger Christoph er