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IV. Die Landschaft.
Wilhelm Eckersberg , der im Bildnis vielfach mit Runge unddem ältesten Gensler verwandt erscheint, hatte als braver Beobachterund eifriger Naturfreund im Sinne des Realismus vorgearbeitet.In seinen Landschaften uud Seebildern aber ist er noch trocken,am Stoff haftend, ohne Frische, ohne Blick für die feinen Ab-stufungen im Licht, wie sie dann meines Vaters Freuud undGesinnungsgenosse Wilhelm Marstrand in die dänische Malereihineinbrachte. Ich besitze ein Bild meines Vaters von 1835 unddie dazu in Dänemark gemachte Naturstudie: Ein sumpfiger Teichin einer Waldlichtung bei regnerisch grauem Himmel. Nicht dieFülle der Beobachtung ins Kleine macht das Bild zu einer fürjene Zeit bewnndernswerten Leistung, sondern die Feinheit desTones, das sorgfältige Festhalten des Duftes, die bei allem Reich-tum der Lichtverteilung völlig gewahrte Einheit der Stimmung.Mag sein, daß mich die Sohnesliebe besticht: Ich kenne nebeneinigen Landschaften Morgensterns kein deutsches Bild aus jenerZeit, das an Unmittclbarkeit der Beobachtung und an Kraftder Stimmung dieser Jugendarbeit meines Vaters gleichkäme, wiees wohl überhaupt keine Künstlergruppe in Deutschland gab, diesich zeichnerisch und malerisch von den Anklängen an die alteakademische, ja an die holländische Schule so fern hielt; ich kennekeine, die mit gleicher Unbestochenheit den Natureiudruck festhielt,und das malerische so wenig in Dingen suchte, die äußerlich indie Natur hineingetragen waren; die allein im Heraussuchen einesauf der Bildfläche als wohlabgewogenes Ganzes erscheinenden Aus-blickes in ein Stück Land den malerischen Inhalt fand. MeinVater freute sich noch in späten Jahren des Eindrucks, welchesein Bild aus der Lüneburger Heide auf die Künstler Düssel-dorfs ausübte. Der Akademieprofcssor Schirmer sendete seineSchüler zu ihm in die Werkstätte, um das Wunder zu sehen: Einnicht komponiertes Bild, an dem jeder Strich eine Studie war.Noch 1888 erzählte Hermann Becker d. I. von dem zwar niemalsausgesprochenen, aber sehr auffallenden Einfluß, den der HamburgerAdolf Karl auf die Düsseldorfer ausübte, von dem er mitteilt,daß er die Überlieferungen einer ganz veralteten und vergessenenKunstschule dorthin brachte, die er für die Kopenhagener hielt.