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IV. Die Landschaft.
nicht nach Gesetzen, sondern nach ihrer Wirkung auf den Künstlerabschätzten.
Fiorillo war an der Universität Göttingen als Zeichenlehrerthätig, also ein Berufsgenosse Ocsers. Es ist vielleicht ganz nützlich,aus den Wert dieser beiden Männer für das geistige Leben Deutsch-lands hinzuweisen: Zwei Künstler als Universitätslehrer, das istder Beginn der deutschen Kuustgeschichte, die stehen am Anfangeeiner ernsten Vermählung von Kunst und Wissenschaft! Was sieden Gelehrten geleistet haben, das hat kein Gelehrter der Folgezeitden Künstlern bieten können. Daß sie durch Ästhetiker uud Kunst-historiker ersetzt wurden, ist der Anfang der Verflachung des Knnst-unterrichts an den Hochschulen. Damit war die Kunst wieder vonihnen verdrängt und die Wissenschaft ans Werk herangetreten, dieWirkuug des Bildes durch das gelehrte Wort zu ersetzen: Hörenstatt Sehen! Rumohr schildert Fiorillo als behaglichen und feinenHalbitaliener, der noch im Geist seiner Lehrer dachte uud im Alternoch von den Erinnerungen seiner Jugend zehrte, Battoni gegenMengs lebhaft verteidigend, als schon beide in Mißachtung nnd ihrStreit vergessen war; der in Winckelmann noch den seine sinnlichheitere Kunst bedrohenden Feind sah. Denn jener hole überall zuweit aus. Winckelmanns Ideale fielen dem Fiorillo lästig, be-drängten die seinigen, die er in der sinnlichen Erscheinung, in derEmpfänglichkeit für den Reiz des Tones, der Harmonie der Pinsel-führung, des Schmelzes und Formenspieles fand. Nach der Art,wie er mit Anmut das Sinnliche empfahl im Gegensatz zn jeneuIdealisten, welche das Gewicht auf das legen, was in der Kunstnicht der Kunst selbst angehört, nach seiner ganzen Natur mußteFiorillo auch den Goethischen Anregungen fremd, feindselig gegen-überstehen.
So auch die von ihm Beeinflußten, vor allem Rumohr.Dessen Drei Reisen nach Italien bilden ein kleines Bnch, das keinMensch mehr liest. Sehr mit Unrecht. Das Buch ist längstwieder modern geworden durch die allgemeine Absage an dieromantische Ästhetik, ja an jede Art von Theoretisieren, Gesetze-machen, Beschränken dnrch Regeln und durch den feinen Blick fürdas Künstlerische. Unter den vielen, die damals die Kunst mit