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29V V. Die Romantiker.
nicht aus dem Glauben, sondern aus dem zeitgenössischeu Geist;seine kirchlichen Überzeugungen bestimmten den Gegenstand, abernicht die Gruudart seines Schaffens.
Man versuchte es am Rhein , den christlichen Bildhauern gleicheEhren zu schaffen wie den klassischen. Namentlich Reichenspergererging sich in ihrem Lobe. Er fand, das; wohl viele die Leere derGegenwart erkannt haben, ohne jedoch in die Tiefe der Vergangen-heit dringen zu können; sie nehmen und geben die Schale statt desKernes; sie verfallen dem akademischen Klassizismus. Wer sichdiesem und mit ihm den Plattheiten und Gemeinheiten des Tages-geschmacks entziehen kaun, ist seiu Mann. Aber all die von ihmgepriesenen Meister, Kinder der Natur und der Gnade, wie er sienennt, siud der Welt nicht im Gedächtnis geblieben und werdenwohl schwerlich sich nachträglich in dieses einzubohren verstehen.Der christliche Bildhauer ist auch heute uoch uicht über einen glattenKlassizismus hinausgekommen, macht hüben immer noch bloßebärtige Männer mit Gewandung, drüben Heilige mit sanftemAugeuaufschlag, nach sauber gewaschenen nnd gekämmten Mo-dellen. Die wissen ganz genau, wie ein schöner Heiliger sich zuhalteu und welchen Gesichtsausdruck er zu machen habe. Bisdann endlich der Bildhauer sie uicht mehr braucht, weil er erkannthat, Neues, Eigenes lasse sich doch nicht machen, lind dann ver-kauft er, wie Achteriuann das einmal Geschaffene in zahlreichenWiederholungen, bereitet auch so dem Eindringen der Knnstfabrikenden Weg, die mit billigen, nach der Schablone gearbeiteten Altären,Kanzeln, Bilderu Kirche und Hans versorgen und znm Krebsschadender kirchlichen Kunst geworden sind.
Denn gerade in diesen Werken äußert sich das Verhältnis derkatholischen Kirche zur Kuust, wie es thatsächlich ist, nicht wie esdie katholischen Ästhetiker sich wünschen. Ich will es hier nacheiner Quelle darlegen, die insofern einwandfrei ist, als sie aus derSeele und dem außerordentlich tiefsinnigen Buch eines der edelstenkatholischen Künstler fließt: ans Führichs merkwürdigen AufsätzenVou der Kunst. Er spricht vom Verhältnis des Gnadenbildeszur Kuust, jenes Bildes, das in die Gebiete der Religion aufge-nommen ist; dessen Wert also nicht nach künstlerischer Schönheit