Die Kunstfabriken. — Die katholische Kirche und die Kunst, 291
zu bemessen sei. Er erkannte sehr wohl, daß diese Gnadenbilderoft häßlich seien, und der katholische Volksschriftsteller Alban Stolz sagte sogar, da sie alle häßlich seien, sei das Knnstschöne für denKultus gleichgiltig, unnütz, ja schädlich. Stolz wandelt hierin, undviele mit ihm, denselben Weg, der einst zu der Ansicht führte, derMessias müsse von außerordentlicher Häßlichkeit in seiner irdi-schen Erscheinung gewesen sein; es sei dies ein Teil des Ausdruckesder Selbsterniedrigung des im Stalle Geborenen, am SchandpfahlGestorbenen. Führich sagt, wenn dies richtig sei, so müsse es sichauf jede Stätte erstrecken, die ihm von der Kunst geweiht und er-richtet würde. Anstatt herrlicher Dome und Münster müßten Ställegebaut und für Kirchen erklärt werden. So glaubt er den Gegnerzu überführen. Er berücksichtigt nicht, daß die großen Ordeusgemein-schaften des Mittelatters thatsächlich ihre Kirchen so knnstlos undeinfach wie möglich bauten; daß die Reformierten mit ihrem allgemeinenPriestertum aus ähnlichen Anschauuugeu wie Alban Stolz ihr Ver-hältnis zur Kuust regelten; daß thatsächlich die christliche Kirche alsLehre keine Beziehungen zur Kunst hat, wohl aber die christlichenVölker zur Kirche in ein künstlerisches Verhältnis traten; daß esalso in Wahrheit keine christliche Kunst giebt, sondern nur einesolche der christlichen Völker. Wenn Führich dann weiter sagt,das Unschöne sei ein Ungöttliches, uud hieraus glaubt dieSchönheit der Kirche zu sichern, so hüllt er sich in Selbsttänschnng:das Göttliche im Christus der Kirche hat mit der Schönheit nichtsgemein. Denn Schönheit ist eine menschliche, den Dingen nachunserem Geschmack beigelegte Eigenschaft, ebenso wie Häßlichkeit.Das Göttliche aber steht über dem Geschmack. Der Gläubige sollseinen Geschmack nach dem Göttlichen einrichten. Die Kunst hatin gewissem Sinne nie aufgehört heidnisch zn sein. Sie macht sichihre Götter mit der Hand und verlangt, daß die Welt ihre Vor-stellung des Göttliche» nach dem geschaffenen Werk richte. DieKirchen, namentlich die griechisch-katholische, setzten dagegen dieTradition, die Annahme, daß der heilige Lukas gewisse — meist fürunser Gefühl häßliche — Bilder gemalt habe; sie verbot den Künstlerndurchaus folgerichtig die Bilder anders zu schaffen als in strenger
Nachahmung, sie vernichtete die Kuust, iudem sie ihr ein nnabänder-
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