292
V. Die Romnmikcr,
liches Ideal ausrichtete. Die römisch-katholische Kirche brachte dieAnsicht von der Begnadung einzelner Maler auf, die nun als vonGott unmittelbar belehrt, die überirdische Schönheit mit der Seeleerschauten uud in Darstellung dieser die Zahl der Borbilder ver-mehrten. Für die katholischen Ästhetiker Rheinlands uud Süd-deutschlauds hört diese Beguadung mit dem 16. Jahrhundert auf.Sie unterscheiden scharf zwischen religiöser nnd kirchlicher Knnst.Diese, die ein Teil des Heiligtums ist, in dem sie wohnt, muß imGeiste des Heiligtums geschaffen sein, aus ihr soll die Kirche alsGesamtheit sprechen. Im Bereiche des Menschlichen könnte darausdie Schablone entstehen, aber es waltet hier das Göttliche. Hiermuß die künstlerische Selbständigkeit gedämpft werden. Es wäre eineUmkehrung der Ordnung, wenn jeder beliebige Künstler seine Eigen-art, die immerhin geistvoll und sromm sein kann, in einem Werkhervorkehren wollte, das dem allgemeinen kirchlichen Gebranch dienenund belehrend und erbauend auf das Volk wirken soll. Der Geist,der im Heiligtum herrscht, sei der der Überlieferung, darüber seikein Wort zu verlieren. Wie man den alten Gottesdienst und dieGebetformeln nicht zum besseren Verständnis der Zeitgenossenändern dürfe, so stehe es auch mit Musik uud bildender Kunst.Beide müssen da anknüpfen, wo die hereinflutende heidnischeRenaissance die Kette der Überlieferung gewaltsam abbrach. Ichfolgte in diesen Darlegungen der Äußerung des Bonner ProfessorsHeinrich Schrörs . Er beruft sich auf die Reformationszeit; dennschon 1522 forderte Einser, daß man den Bildern Maß nnd Regelgeben solle, die ihnen die alten Väter und Konzilien gegeben hatten.Malerei und Bildnerei dürfen keinen Freibrief erhalten, sie müssenin das Abhängigkeitsverhältnis zur Überlieferung zurückgeführtwerden, wie dies bei der Baukunst gelang.
Es handelt sich nicht darum, ob diese Anschauungen für dieKunst heilsam sind oder nicht, sondern darnm, ob sie wirklichkirchlich sind: und wenu das der Fall ist, worau nicht zu zweifeln,welchen Einfluß sie auf die moderne Kunst haben. Wohl erkenntSchrörs, daß im Bereiche des Menschlichen die Schablone ausdieseu Grundsätzen entstehe. Das Göttliche ist das Überlieferte.Er weist die Künstler auf dieses als auf den Fels, auf den er