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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Kugler, Genelli,

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Gemeine entfernt und die Grundzüge des Gegenstandes ans Licht,in markigein Rhythmus in die Ausführung bringt. Aber schonhöhnte man diesen Stil als den der Programmmnsik, die man ohnegedruckten Zettel nicht verstehe; schon kam eiu tiefer Katzenjammerüber die Welt, die sich der Selbstberäucherung zieh, da sie gewagthabe, Cornelius mit Michelangelo zu vergleiche!?.

Das Glück für England war, daß sich die englischen Prä-rafaeliten von beengender Ästhetik frei machten, daß sie über demGedanken die Wahrheitsliebe nicht verloren. Ihre Frühwerke habenaußerordentlich viel gemein mit den deutschen . Sie sind oft nurdadurch verschieden, daß eben englische und deutsche Augen anderssehen. Die Absicht ist die gleiche; die Liebe zur Einzelheit,zur charakteristische» Form, zu Vorbilder», die sie iu aller Un-befangenheit nachschasfen. Ein weiterer Unterschied liegt darin,daß in Deutschland die Gunst eines so kunstbegeisterten Fürstenwie Ludwig I. die Prärafaeliten rasch zu Herren der ganzendeutschen Kunst machte, ihnen gewaltige, ihr damaliges Können weitüberragende Aufgaben stellte und somit sie selbst zur Phrase ver-leitete, die sie eben erst vernichten zu wollen so eifrig erklärt hatten.Nicht das Elend der deutschen Verhältnisse, nicht der Mangel anUnterstützung hat den Todeskeim in die deutsche Entwickelunggebracht, sondern die Hast, mit der der bayerische König, mit derdie deutschen Gebildeten von einer eben erst erblühende» PflanzeFrüchte, eine Fülle der Gaben forderten. Man möchte sagen,daß die Geschichte der englischen Prärafaeliten die Probe auf deu deutschen giebt. Millais , der rasch zu Ehren gelangte, blieb seinLeben lang ein Könner, nicht ein eigentlicher Bildner des Volks-empfindens; Nossetti, Hunt, Brown, die vom Schicksal hart Zurück-gedrängten, Verhöhnten hatten Zeit in sich zu reifen. Sie sinddie Grundlage einer ins Breite gehenden englischen Kunst gewordeDer Erwecker des dortigen Prärafaeliteutnms, jener eigenartig eng-lischen Kunst, die das national-englische Echo der Deutschen ist,Ford Madox Brown teilte» mir selbst einmal mit, wie viel ersich mit Cornelius beschäftigt habe.

Zunächst war es für die Künstler nicht möglich, dauernd deufeierlichen Ernst zu ertragen, in den sich Overbeck und Cornelius