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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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Rahl.

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schweren Mannes aus meines Vaters Werkstatt« und der Zeit, daer meiner Mntter Bildnis malte, eine sür jene Tage vorzüglicheArbeit. Auch er war von derbein, schlagendem Witz, ein echterWiener in seiner freien Lebensführung, in der ganzen Art sich zugeben. Das war eben ein Merkmal der Zeit, daß die aus demBürgerstand Hervorgehenden anders, derber gesittet waren, als etwader Adel; daß selbst in der Sitte tiefe Schluchten vornehm undbürgerlich trennten. Rahl war ein Künstler für Künstler. Wohiner kam, gewann er auf sie tiefen Einfluß. Seine Art mit Schwarzzn untermalen hat in Leibl ihre Nachwirkung gefunden. Aufmeines Vaters Kunst, wie wohl auf viele andere, hat er den un-günstigsten Einfluß gehabt, denn er verleitete den Freuud durchseineu eigentümlich tiesen, von den Venetianeru, uamcutlich vonTiutoretto erlernten Ton, zu einer für die Landschaft wenig ge-eigneten, angeblich idealen Farbe. Da er nun neben venetianischerMalweise Rafaels Zeichnung, Michelangelos Wucht und als durch-aus sinnliche Natur ein gutes Stück Correggio in seine Kunst mithinübernahm, so war er Mengs näher gekommen, als irgend einerseiner Zeitgenossen. Er konnte malen, den Pinsel wuchtig führen.Er schuf manches Werk von meisterhafter Technik. Das alles triebihn auf das Dekorative. Die Spintisiererei war ihm verhaßt, erwollte eindringliche Vorgänge auf großen Wänden zeigen, nicht umjede Gestalt und um Nebendinge streiten, nicht in der Sorgfaltfür die Einzelheiten sich verlieren, sondern große Wirkungen schaffen.Sein Arbeiten mit Händen und Füßen, seine Raschheit im Fertig-stellen, sein breites Lachen, mit dem er sich über verstiegene Ge-dankenmalerei hinwegsetzte, haben ihm bei der allezeit gesittetenÄsthetik fast noch mehr geschadet als die angeblich unglaublicheRoheit seiner breit hingemalten Gestalten. Wenn er das Schiff desOdysseus und die Sirenen malt und dabei sich im Wasser schwimmenddarstellt als einzigen, derzu den Menschern" will, so wendete sichdie Kritik von einem so rohen Menschen ab, der das Erhabene selbstverhöhnt; sie wollte nichts mehr mit ihm zu thun haben, nicht ein-mal in Wien , wo die ästhetischen Tugenden noch nicht so ins Krautgeschosseu waren. Hähnel, der Dresdener Bildhauer, ein Faunseiner Natur nach, erklärte Rahl sür den Vertreter der Lieblosigkeit

Gurlltt, 13. Jahrh. 20