am lebhaftesten warb, sie wurde für gleichwertig mit der Kunstselbst angesehen. Von Kunst sprach der noch an der alten ÄsthetikHängende, von Technik derjenige, der sich zur neuen praktischenÄsthetik hielt. Riegl schildert sehr richtig, wie die Kunstgelehrtenvor der natürlichen Überlegenheit der Künstler in dieser Technik,in dem, was er den mechanisch-materiellen Nachahmungstrieb imGegensatz zum schöpferischen Kunstwillen nennt, klein beigaben; wiesie aber an jener wilden Jagd nach Techniken teilnahmen, als siean Verständnis das Nötige nachgeholt und erkannt hatten, das; auchmit diesen sich trefflich streiten und ein System bereiten lasse. Lauttönte der Ruf uach einer Kunstlehre auf neuer Grundlage. Es istein Zeichen der Zeit, der beginnenden Abneigung der Gelehrten sichmit ästhetischen Fragen zu beschäftigen, daß keine irgendwie maß-gebende entstand, daß dagegen ein gewaltiges Schrifttum anbrach,das, alte Kunst uutersuchend, nnn nicht mehr die Form als einSelbständiges, sondern als Ausdruck der zeitlichen und handwerklichenBedingungen untersuchte. Im Gebiet der geschichtlichen Untersuchungder Kunst aller Völker eroberten wir rasch die erste Stellung inder Welt, noch mehr im Gebiet der zeichnerischen Darstellung derSchöpfungen vergangener Zeiten. An Freiheit des Erkennens desSchönen und an Objektivität des durch die Photographie verschärftenDarstellens haben wir das frühere Übergewicht erst der Engländer,später der Franzosen vollständig überwunden. Unsere Bücher dienenjetzt dort als Vorbild, selbst wenn einzelne ganz besonders hervor-ragende Werke die einstige Überlegenheit festzuhalten streben.
In Wien lag damals die Entscheidung für die Baukunst.Zu dem Hellenisten nnd dem Gotiker hatte sich dort ein Dritterals Führer gesellt, Heinrich Ferstel . Er gehört zum zweitenGeschlecht der Renaissance-Baumeister, die nun fast ausschließlichItalien zum Gebiet ihrer Studieu machten, vor allein Florenz .War früher die Antike das Zugmittel dorthin gewesen, hatte dieZeit Goethes außerdem noch in Palladio den Großmeister derSpäteren verehrt, so wnrden jetzt Brunellescho und Bramante die Meister, denen man vor allem huldigte. Künstler, wie derspäter in Stuttgart und Nürnberg thätige Adolf Gnauth , wiedie Dresdener Karl Weißbach und Ernst Giese, wie Josef