man ihr nicht anmerkt, daß sie von deutschen Ketzern errichtet ist.Während die Russeu schon längst gelernt haben, daß eine russischeKirche, wo sie auch stehe, russisch aussehen müsse, fährt der deutscheIdealismus in seiner Selbstentmannnng fort zu beteuern: glaubtum Gotteswillen nicht, daß wir nicht wüßten, daß das, was wirbisher machten, nichts taugt! Seht, wie gut wir Besseres, Frömmeresnachzuahmen verstehen!
Solche Beispiele der Schwäche innerhalb des protestantische»Kirchenbaues anzuführen, ist geeignet, die Empfindung dafür zuwecken, was uoch zu thun ist. Die Protestatiouskirche in Speyer ist einfach eine katholische Bischofskirche. Sie protestiert nicht gegenWeihwedel und Messeulcsen, wenigstens nicht durch die Form.Immer dieselbe Kraftlosigkeit der Absicht, die scheitert durch denMaugel au Mut, mit der einmal als kirchlichem Stil seit demBlühen der Nomantik üblichen Gotik zu brechen, an die Über-lieferung anzuknüpfen, die vor hundert Jahren einen selbständigenprotestantischen Kircheubau geschaffen hatte.
Das Ziel, das beim Eintreten in die Bewegung für diesenmeinen Berliner Freunden und mir vor Augen stand, ist nur zumTeil erreicht. Der Kongreß wählte als Fortführer der Arbeitendie Idealisten, die bewährten Alten: Otzen, Adler u. s. w. Und diesesind ja der Meinung, daß alle Fragen von ihuen längst gelöst seienund daß es unbequeme Kiuder seien, die schwer zu beantwortende neuestellen. Darum sei es besser, weun die ganze Bewegung einschlafe.Aber trotzdem siud die Gedanken am Werke, sich Platz zu macheu,wem? man gleich hier und da mit neueu Gesetzen sie glaubt ein-dämmen zn können. Der Berliner Kongreß wollte nicht Gesetzeschaffen, sondern Hemmnisse beseitigen! Zum Teil gelang dies. DasEisenacher Regulativ ist beseitigt. Das ist das wichtigste. Es istdafür vorgearbeitet, daß eine selbständige, eine neue Kunst in dieprotestantische Kirche einziehen kann. Wohl hängt man vielfach anden mittelalterlichen Stilen fest, aber die Unduldsamkeit der Roman-tiker ist durchbrochen. Die Wege zum Eigenen, Selbständigen sindgeöffnet. Man beginnt sich überall klar zu werden, daß derKirchenban nicht durch den Stil kirchlich wird, sondern durch dieZweckerfülluug. Man kann nicht einen unkünstlerischcn Gottesdienst