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VII. Das Streben nach Wahrheit.
der Folgezeit entwickelte sich Menzel am preußischen Soldatentum,am Studium des alten Fritz und an der Erkenntnis, daß dieserkein antiker, sondern ein preußischer, ein deutscher Held sei; daß ernicht durch Vergleiche mit Alexander oder Cäsar , sondern nur ausseiner Zeit zu verstehen sei. Jene aufs Thatsächliche gerichtete,damals als nüchtern verschrieene Kunst, die Krüger als Malervertrat, überdauerte in Menzel die cornelianisch-kaulbachischen wiedie französisch-belgischen Stürme. Zwar in den Winkel gedrückt,aber doch ziel- und selbstbewußt arbeitete Menzel, der körperlichUnscheinbare, unberührt von den vorbeiwandernden Kunststernenan der Befestigung seiner Art, die Welt zu sehen. Nicht Grund-sätze ansbauend, sondern indem er überall, unaufhörlich zeichnete,malte, die Welt, wie sie sich dem Auge bot, in sich aufzunehmentrachtete.
Das uns täglich Umgebende, schrieb Menzel in späterenJahren einein jungen Künstler, ist am besten, am gründlichsten zustudieren. Die alte Kunst ist ja auch auf keinem anderen Wegezu Flor gekommen. Die alten Künstler waren noch ganz andersauf ihm zu Hause ... Ich mußte alles au Gelegenheit zum Üben,zum Lernen mitbenutzen. Es ist da kein anderer Weg, als der daheißt: sich aus allem eine künstlerische Aufgabe machen. Soforthält man nichts mehr für seiner unwürdig, auch süßes Zeug wirdinteressant, lehrreich, sogar schwer. Das Leben hat für verneinendeGesinnungstüchtigkeit der Jugend wenig übrig uach solcher Seitehin. Unverdrossene Leistung ist wertvoller, früher oder später auchfördernder!
Menzels Entwickelungsgang ist von sehr bezeichnender Art.Er begann mit sich selbst, treu jenem Spruch, daß Alles Ge-legenheit zum Lernen biete. Die Reihe von Zeichnungen, die er1834 aus Stein fertigte und Des Künstlers Erdenwallen nannte,ist eine Darstellung seines eigenen Lebens, fest gezeichnet, nichtohne Witz, aber doch von ernster Absicht auf treue Wiedergabedes Tageslebens. Dann folgten die Zeichnungen der Branden-burgischen Denkwürdigkeiten. Er wendete sich der Darstellungvergangener Zeiten zu. Diese betrieb er mit einem wissen-schaftlichen Eifer, wie kaum ein zweiter zu seiner Zeit. Damals,