Hellmalerei.
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werde«? müsse. Ein solches Durcharbeiten der Natur brachte dieHellmalerei zuwege. Gleichviel ob sie besser oder schlechter ist alsdie alte, sie konnte mit alten Urteilen und steheugebliebeuen Rechts-anschaunngen uicht weiter arbeiten.
Wie oft wurde den Hellmalern vorgeworfen, sie erstrebtenUnmögliches: Die Malerei kann nur die Farbe, nicht aber dasLicht mit dem Pinsel ans die Leinwand bringen. Und dann wiederwars man Lieberinann den fahlen Ton seiner Bilder vor. Die alteMalerei hatte scharfe Gegensätze. Das Licht wurde dadurch erzeugt,daß ihm der Schatten gegenüberstand. Das Abwägen beider Massenwar ein Hauptinhalt der Kunst. Reynolds und Lenbcich haben sehrsorgfältig darauf geachtet, wie es die Alten damit hielten, und habensorgfältig vom dnnklen Rand nach dem hellen Mittelpunkt zu gearbeitet.Das Entscheidende bei der Hellmalerei ist, daß die Lichtwirknngnicht mehr durch Gegensätze, sondern dnrch Übergänge bewirkt wird.Die Alten empfanden sie deshalb als flau, kraftlos. Sie möchtenein paar tiefe Töne ins Bild setzen, damit die Teile von einanderlosgehen, damit das Ganze deutlicher wirke. Ein weißer Anstrichwirkt nicht hell, er ist eben weiß. Und über Weiß kann kein Hell-maler an Helligkeit hinaus. Darum sagen die Alten, soll mandas Weiß vermeiden. Die Hellmaler aber mischten es in jedenTon. Um den Duft des Sonnenlichtes auf die Gegenstände uudauf die sie umgebenden Luft zu malen, erklärt Seidlitz, tauchtLiebermann stets den Pinsel zuerst in das reiue Weiß und dannerst in die ungebrochene Lokalfarbe. Weiß deckt diese stets, dieSchatteil im Halblicht sind bald kaltes Grau, bald wärmeres Braun.Er vermeidet ganz das undurchsichtige Schwarz uud Braun, erbleibt hell auch in den Schatten. Dadurch erzeugt er die Wirkungeiner allgemeinen Helligkeit, in der das Hellste erst recht leuchtet.Deuu die Wirkungen der Farben sind bedingt, von einander abhängig.Wer ein Fensterkreuz in einem hellen Fenster nialen will, geht irre,wenn er glanbt, dnrch tiefes Schwarz auf hellstem Weiß eiue Licht-wirkuug zu erzielen. Er muß den feinen Tonunterschied suchen, deubeide Massen in der Natur haben. Und wenn er das Licht auch nichtmalen kann, so wird er doch eine Lichtwirkung erzielen, wenn erdas Verhältnis beider Töne zn einander im Bilde richtig trifft.