Muther, —
Der Hohn der Alten.
entlehnen, ohne sie durch jene Zeichen kenntlich zu inachen. Nichtder Inhalt der Wissenschaft ist das zu schützende Eigentum, sonderndas geschriebene Wort ist es.
Erst durch Woermauns vornehmes Buch Was uns die Kunst-geschichte lehrt kam ein ruhiger Ton in die Besprechung. CarlNeumauns Kampf um die Neue Kunst und einige ähnliche Schriftenhalfen an der Besänftigung durch Verständnis weiter arbeiten.Die Gegner des Realismus setzten diesem zumeist einfaches Nicht-verstehen entgegen. Ein kluger Mann wie der MuseumsdirektorAldenhoven in Köln war der Ansicht, so wie die Neuen malen,habe er als Quartauer seinen Tuschkasten verwendet. Er hielt derenSchaffen einfach für Schmiererei. Ein Mann, wie der Heraus-geber der geachtete» Zeitschrift Die Grenzboten, I. Grunow, glaubteeinen hinreichenden Bericht über die Secession nnd deren Wirkenzu gebe», wenn er erzählte, beim Hinausgeheu aus der Aus-stellung habe ein anderer ihm als Ergebnis seiner Kritik zugerannt:Lausbuben! Die Zeugnisse lassen sich dutzendweis anführen, daßruhige Männer der festen Überzeugung waren, es handle sich nmeine Anzahl Bösewichter und Verführter, die aus ganz unbegreif-licher geistiger Verworfenheit der Schönheit den Krieg erklärt Hütten;die Schönheit, wie ihre Grundlage, den Inhalt, hätten sie iu einerErbitterung erregeudeu Weise bekämpft. Daß es in der Kunst vorallem anf künstlerischen Inhalt ankomme, daß die Feinheit imBeobachten und Darstellen von Tonwerten solcher seij, das kamihnen nicht in den Sinn, davon wollten sie sich nicht überzeugenlasseu. Die ältereu Maler hielten die Neuen für Burscheu, die nichtsRechtes gelernt haben uud nun durch Uuverschäintheit Aufsehen er-regen wollten. Sie sahen in ihrem Vorgehen nur die Frechheitdes Unfähigen, der sich über das Schaffen ehrlicher Arbeit hinweg-setzt uud die Gelegenheit benutzt, daß Schmiererei jetzt von kunst-unverstäudigeu Schreibern in den Zeitungen gepriesen würde. Manglaubte ganz ehrlich au eine Verschwörung gegen die Schönheit,angezettelt von nnsähigeu Künstler» und feilen Knnstschreibern. DerGedankengang war dabei der, daß doch unmöglich das Häßliche schönsein könne und wenn auch Hunderte es bewunderten. Daß aber dasGebotene häßlich sei, darüber waren alle Untersuchungen von Übel,