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VIII. Die Kunst aus Eigenem.
es, wie etwa Nafael in seiner Jugend sie gemalt hat; ganz un-antiquarisch, ganz unklassisch empfunden. Auf gleichem Wege habensich inzwischen viele Künstler bewegt. Thoma ging dort, als nochdie Kritik sein Betreten mit schweren Strafen belegte; nicht ausTrotz, sondern aus jener Ruhe heraus, die man aus dem Gefühldes Reichtums erlaugt.
Anfang der neunziger Jahre kam zu mir der Leiter einerder größtei, deutschen lithographischen Anstalten mit der Anfrage,ob ich die Herausgabe einer auf den Steindruck berechneten Kunstzeit-schrift übernehmen wolle. Ich war glücklich über den Auftrag,deuu es war mir somit die Gelegenheit geboten, mit einem ganz inHandwerkerei verfallenen Kunstzweig neue Versuche zu machen.Einer der ersten, den ich um Hilfe angiug, war Thoma. Ersandte mir die von ihm selbst vom Stein abgezogenen ersten Probenseiner Lithographien, die später so großen Erfolg hatten. Da warder rechte Mann am rechten Platz; die schlichte, derbe Zeichnung,die Sinnigkeit der Gegenstände, die Herzenseinfalt vermochten gute,raumschmückeude Volksblätter zu liefern. Zahlreiche andere Ver-suche folgten. Leider kam das Unternehmen nicht zustande, da ichden Leiter der Kunstanstalt nicht davon zu überzeugen vermochte,daß Blätter von Greiner, Thoma, Steinhausen, Klinger mehr wertseien als mit Dutzeudeu von Platten gedruckte NachbildungenGrütznerscher Bilder.
Auch hier erwies sich die junge Kunst lebenskräftiger als dieder vorhergehenden Zeit; diese hatte sich in ihrem Idealismus, ihrembegrenzten Streben nach dem kleinen Ausschnitt aus der Gesamt-knnst, der ihr vollendet schien, des Reichtums beraubt, mit demauch unser Jahrhundert noch einsetzte. Von den Anfänge» desSteindrucks, wo ein Menzel sich seiner bemächtigte, bis in dasletzte Jahrzehnt ist nur von sehr wenigen versucht worden, denStein zur Grundlage eigenartiger Kunst zu machen. Und diewenigen waren Ausländer oder Anslieger, solche, die in fremdenLanden ihr Brod suchten, oder solche, die es in der Heimat undaußerhalb des eigentlichen Kreises angesehener Kunst verdienten.
Znletzt, uud am schwersten trennte sich die Baukunst von denstilistische» Grundlagen, an die sie ihrem ganzen Wesen nach fester