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Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts : ihre Ziele und Thaten / von Cornelius Gurlitt
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643
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Grvstdcnkmäler, Die Raumgestaltung. 643

auf klare, einfache Linienführung. Die stilistischen Beengungen sindvöllig überwunden. Wenn auch Anklänge an alte Formen nichtvermieden sind, so ist doch der Entwurf immer völlig frei von derOberherrschaft geschichtlicher Grundgedanken. Es liegt das Schwer-gewicht auf der Erzielung eines starken einheitlichen Eindrucks, anseiner entschiedenen Betonung der Größe gegenüber dem bishernamentlich in der Nachahmung des Barock vorherrschenden Reich-tum. Man kann sich nicht stärkere Gegensätze denken als zwischenSchmitz' Kaiserdenkmülern uud dem des Vegas für Berlin , wenn diesemauch ein Architekt Wallotscher Schule, Halmhuber, die SäulenHalle zeichnete, die den Hintergrund seiues Werkes bildete: Hier einverfehlter Platz, der dem Denkmal die Möglichkeit freier Entwicklung,die laudbeherrschende Fernansicht raubt, ein Durcheinander ent-lehnter, sich gegenseitig aufhebender Gestaltungen; dort eine ernsthafte,kaiserliche Ruhe.

Die Größe des Denkmals in der freien Natnr beruht aufder rechten Behandlung der Massen znr Umgebung. Nicht dieEinzelheit, sondern die Stimmung entscheidet; der Umstand, daßman an Dingen, die im Verhältnis zum Menscheu steheu, dieGröße des Ganzen überall abschätzen kann, ja daß diese scheinbarnoch gesteigert wird. Das Hineinstellen von Formen, die zum Ge-brauch dieuen, die wir also erfahrungsmäßig in richtiger Größeerkennen, giebt den Maßstab für das Ganze. Man hat so oftin St. Peter die Einzelheiten, deren Maße uicht im Verhältnis zumMenfchen, sondern zum Bauganzen gehalten sind, als Grund fürdie ungenügende Wirkung des Baues angeklagt: weil alle Teilein gleichem Verhältnis find, findet sich für diesen kein Maßstab. Einsolcher ist erst der Mensch, und daher wirkt St. Peter am stärksten,wenn viele Menschen in seiner Nähe sind. Der umgekehrte Schlußführt selten zu guten Wirkungen, zu klarem Überwältigen derAufgabe: denn die Grenzen sind schwer gefunden: Ebenso oftwie durch das Kleiue das Große größer wirkt, wirkt das Kleineam Großen zum Nachteil des Ganzen spielerisch, zerbrechlich. NichtRegeln, soudern küustlerische Kraft kann allein hier das Rechteherbeiführen. Schmitz ist dies in hohem Grade gelungen.

Er bedürfte einer anderen Form der Bildnerei, als sie sonst

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