gS2 . VIII- Die Kunst aus Eigenem.
möglich ist. Es gehört ja ein gewisser Mut dazu, zu prophezeien.Mir will scheinen, als werde hinter dem, was jetzt als Neue Kunst imGewerbe sich zeigt, bald das kommen, was ich eigenartigen Stil nennenmöchte. Nämlich, daß man Möbel und Häuser zeichnet wie man Bild-nisse malt, iu Ansehung der Person, uach dein Wesen des Bestellers.
Einen starken Bundesgenossen fand dies junge Kuustgewerbeiu der Farbe. Es ist kein Zufall, daß die Maler durch sie denbisher vorherrschenden Architekten das Heft aus der Hand nahmen.Der malerische Realismus setzte ein mit dem Finden der Schön-heit im einfachen Ton. Gerade die schlichten, ruhigen, ja kaltenund kreidigen Töne wurden gesucht. Die Wahrheit sollte diese ver-klären und wir alle warm im Erstannen über die gewaltige Ent-deckung nur zu geneigt, in diesen Tönen allein die neue Kunst zusehen. Die Maler suchten die Welt in ihrem Verhältnis zum Lichtnach allen Seiten ab. Sie fanden täglich nene Überraschungen.Endlich kamen sie zu den großen Wirkungen bestimmter Beleuch-tungsaugenblicke, zu jenen bisher gemiedenen oder ungenügend dar-gestellten Augenblicken, in denen die Farbe mit gewaltiger Machtvom Licht zur höchsten Wirkung aufgestachelt, die Natur beherrscht.
Mit Staunen sah man die Bilder Ludwig, von Hofmanns.Welch schreiendes Rot, welch aufflackerndes Gelb, welch giftigesGrün, welche Nachlässigkeit in der Zeichnung. Und doch, wennman sich hineinsah: eine Seligkeit, eine Ruhe, ein milder Glanzlag über all den leuchtenden Farben. Über die Stille hatte sich dashelle Aufflackern des Abendlichtes gebreitet. Es blieb still, trotz all demLicht und der Farbe. Nach Whistlers, des Amerikers, Vorgangmacht Hofmann Bilder, die nur farbige Harmonieen sein sollen. Ersieht das Licht in seinem Glanz und träumt es sich noch glänzender,noch farbiger, noch bunter; er denkt sich ein farbiges Märchenzusammen; vergrößert den Ton, verdoppelt die Farbe, über-trumpft die Stimmung. Immer aber bleibt er redlich in seinerBeobachtung. Das Glänzendste, was er sah, in voller Wahrheit, inmärchenhafter Wirkung. Alle klugen Lente sagen: dergleichen giebtes nicht, dergleichen haben wir nie gesehen; das ist einfach lächer-lich; der will uns foppen! Haben sie es nicht zu allen Märchengesagt — warum nicht anch zn den malerischen?