Konstruktive Form. — Logik der Formen. 665
sich: Das Nüchterne von gestern wird zum Geistreichen von morgen.Nicht wir haben künstlerisch die Eisenkonslruktion besiegt, sonderndiese hat uns besiegt und gezwungen, sie für schön zu nehmen, dasie verständig und das Werk eines schaffenden Gedankens ist.
Ebenso mit den Kleingebilden. Die Neue Kuust, nament-lich die der Möbel, macht durchaus den Eindruck einer Über-tragung der Eisenformen ans Holz. Henry van de Velde rühmtsich logisch, mathematisch zn arbeiten; das heißt, sich völlig be-herrschen zu lassen von den Anforderungen des Baues uud derVerwendung des Gegenstandes. Ein Franzose hat schon festgestellt,daß die schönheitliche Form sich statisch berechnen lasse uud zweifel-los wird bald ein Deutscher diese Rechnung aufstellen. Denn dieDinge zu systematisiere» bleibt stets uns vorbehalten! Die Eisen-konstruktion, einst für häßlich gehalten, wirkt jetzt auf die Be-schauer als schön. Diese Schönheit wird nun schon in andere Kunsteingeführt. Die Form der Kurbelstange einer Maschine ist das Er-gebnis einer Rechnung, sie ist logisch richtig. Ihre Form ist Mithindas Ergebnis der modernen, wissenschaftlich begründeten Kunst. Esliegt ein gangbarer Weg vor nns, das Urteil über die Richtigkeit derFormen nicht auf die- schwanke Grundlage des stilistisch Schönen,sondern auf die des mathematischen Beweises zu stellen. Hoffentlichwird er nie betreten! Wozu ueue Gesetze?!
Ob diese Begründung der modernen Kunst schon irgendwoausgesprochen worden ist, weiß ich nicht. Sie liegt aber in derLuft und wird sich notwendig machen in: Gegensatz zu der Phan-tastik, die den Gegenpol der Entwickelung bildet. Den Verteidigernder Neueu Kunst empfehle ich Opplers Schriften zur Durchsicht,sie werden dort vieles zur Beweisführung Passendes finden. DerGedanke, allein durch die Konstruktion sich beherrschen zu lassen,war damals schon wirksam; in mancher Beziehung, namentlichhinsichtlich der Behandlung des Materiales nach seinen eigenenAnforderungen war er vielleicht schärfer gefaßt, als heute; hin-sichtlich der künstlerischen Kraft und namentlich hinsichtlich derdamals nicht erstrebten stilistischen Freiheit ist man erfolgreich fort-geschritten.
Die Metallgegenstände hatten mehr als das Holz in der