Druckschrift 
Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Entstehung
Seite
56
Einzelbild herunterladen
 

5«;

II. Anatomie und Entwickelungsgeschichte.

Leichenteilen ließen sich Nnedinger, Stieda und Wickers-heimer angelegen sein; Semper erfand die Trockenpräparate, diein selten schöner Weise von Schwalbe mit Gehirnteilen aus-geführt wurden. Auch die Herstellung von Modellen ist eifriggepflegt wvrden, in dieser Hinsicht wären die Wachsmodelle vonZiegler und die schon erwähnten Blutkörperchen-Modelle vonWelcker anzuführen.

Ein wesentlicher Fortschritt waren die verschiedenen FärbungZ-methoden: Wir haben früher schon gehört, daß Gerlach 1858 dasCarmin benutzte, später verwendete Böhmer (1865) das Häma-toxylin, E. Fischer das Eosin (1875) und Ehrlich dasMethylenblau (1875). Darauf folgten die Doppelfärbungen, diein der Geschichte der Bakteriologie uäher gewürdigt werden. Immergrößere Anforderungen wurden an die mikroskopische Technik gestellt,je mehr sich die Methode einbürgerte, von einzelnen Teilen, nament-lich des Centralnervensystems, ja von ganzen Gehirnen Schnitt-serien anzulegen. In der Münchener Jrrenklinik wurden uuterv. Gudden ganze menschliche Gehirne in gleich dicke, resp, dünneSchnitte zerlegt und gefärbt. Dieselben sind jedoch nur für dieBetrachtung unter durchfnllendem Licht, nicht sür die mikroskopischeUntersuchung geeignet. Man mußte, um die kleinen Präparate zufixieren, eiuerseits verschiedene Einbettungsverfahren (in Celloidiuuud Paraffin) ersinnen, andererseits die vorhandenen Mikrotomeverbessern, wovon noch an anderer Stelle die Rede sein wird.Alle diese Hilfsmittel mußten erst ausgedacht werden und meistmitten in der Arbeit, bis es der Anatomie gelingen konnte, ihrebahnbrechenden Studien durchzuführen. Dazu kamen die in aus-gedehnter Weise verbesserten Mikroskope mit ihren verschiedenenJmmersionssystemen und Beleuchtungsapparaten.

Aus kraniologischem Gebiete machten sich Virchow, Welckerund Gegeubaur verdient, welch' letzterer auch mit Merkel,Hans Virchow uud K. v. Barbeleben die Architektur der Wirbel-säule einem besseren Verständnisse entgegenführte. Die Gelenklehrebildete H. v. Meyer weiter aus, dem sich später Henke anschloß,ebenso Brunn, v. König und Fick, der Würzburger Physivloge.Die Muskellehre hat eine Reihe vou Bearbeitern gefunden, in