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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Johannes Müller .

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Wir erinnern an seine klassische Arbeit über die vergleichende Ana-tomie der Myxinoiden, an welche sich die Untersuchungen überdie Entwickelung der Brauchivstomeu und der Haie anschlössen.Daß er bei den Amphibien und Reptilien die Lymphherzennachweisen konnte, war für die Begriffsbestimmung des Herzens vonwesentlicher Bedeutung. Daß die Coecilien Amphibien sind, be-wies Müller durch deu Nachweis der Kiemenöffnungen. Schließ-lich lieferte er ein berühmtes Werk über die uatürliche Einteilungder Fische. Aber damit sind seine Forschungen noch nicht alle ge-würdigt. Er öffnete der Geschwulstlehre neue Wege uud unterschieddas Euchondrom und das Osteoid, studierte das KanAlioirotioum und das obere Gauglion des Glossopharhngens, ererkannte, daß die Elemente des schwarzen Augenpigments uud desFettgewebes gleicher Art sind, wie die Chordazellen. Ihm ver-danken wir einen tieferen Einblick in die Kenntnis der feinerenStruktur der Knochen und Knorpel und der Harnkanalkapseln. DerAusdruckBindegewebe" wurde von ihm an Stelle des bis da-hin gebräuchlichen WortesZellgewebe" gesetzt. Der unermüd-liche Mann fand in spateren Jahren, daß er in der Botanik nichtgenug wisse und begann auch hier zu forschen, ja er wurde sogarPaläontolog. Ein Glanzpunkt in seinem Leben war, als er beieiner Holothurie aus der Gattung Shnapta eigentümliche Keim-schläuche fand, die mit dem Gefäßsystem in inniger Verbindungsteheu und in denen sich Eier uud Sperma, sowie junge Schneckenentwickeln. Er war vor die Alternative gestellt, daß der eigen-tümliche Schlauch entweder selbst ein Tier ist oder ein Organ derHolothurie; es drehte sich also entweder um eiueu Generations-wechsel oder um eiuen Parasitismus. Mit glühendem Eifer warfsich Müller auf die Erforschung des rätselhasten Borganges. Wieer immer in seinen Entscheidnngen bei zweifelhasten Dingen Glückhatte, so entschied er auch hier für das Richtige, nämlich für einenParasitismus, aber ein Zweifel blieb in seiner Seele zurück. DemParasiten gab er den Namein Lntoooiieb.g, miradilis nnd dieUntersuchungen wurden aufgegeben, wie schon früher Müller seineZtudien über die Geschwülste nicht zn Ende führte, jene Stndien,die so vieles versprachen und so viel Neues sagten. Die glänzende