150
V. Bakteriologie.
Heilmittel für die Fleckeukraukheit der Seidenraupen angeben konnte.Für diese rein praktischen Arbeiten setzte ihm die Nationalversamm-lung vom Jahre 1874 ab eine lebenslängliche jährliche Pensionvon 12 000 Franks ans. Am bekanntesten in der weiten Öffent-lichkeit wurde Pasteur durch seiue Schutzimpfuugeu. Durch RobertKoch augeregt, begann er bei verschiedeilen Krankheiten: derHühnercholera, dem Schweinerotlauf, dem Milzbrand und endlichbei der Huudswut Kulturen einzuimpfen, die durch verschiedeneUberimpfnngen schon abgeschwächt waren und suchte dadurch eineUncmpfänglichkeit für das ursprüngliche, heftige Gift zu erzeugen.Diese Versuche wurdeu namentlich in dem seit 1889 bestehenden„Institut Pasteur " durchgeführt, zu welchem bald die von wüteu-deu Tieren Gebissenen der ganzen gebildeten Welt strömten, sodaß anch an anderen Orten ähnliche Institute errichtet wurdeu. —Wollen wir hier die Entwickelung der Lehre von der Lyssa(Huudswut) kurz skizzieren. Trotz zahlreicher Veröffentlichuugenwaren uusere Kenntnisse von der Hnndswnt bis znm Ende der70er Jahre minimale. Was man im allgemeinen zu wissenglaubte, läßt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. Die Patho-logische Anatomie ergab keine Anhaltspunkte; währeud man andie Koutagiosität des Speichels glaubte, nahm mau an, daßdie Wut der Pflauzenfrefser uicht übertragen würde. GrößereWunden hielt man für gefährlicher als kleine und sah auch, daßder eiusache Biß nicht wutkranker Tiere die Wut hervorrufenkonnte. Einzelne schloffen sich Lorinser an, welcher die Lysfafür eine durch die Angst vor der Krankheit entstandene Psychosehielt, audere spracheu von einem Tetanus der Speiseröhre. Wirsehen, daß es in dem Wirrwarr von Ansichten Pasteur uichtleicht gemacht war, den rechten Weg zu siudeu. Anfänglich warPasteur uoch von der Ansicht durchdrungen, daß er eiuen be-ftimmten Wutmikroben demonstrieren könne; so zeigte er in seinerersten Arbeit einen später als Pnenmoniecvecus identifiziertenDiplocvccus, den er im Speichel eines an der Wut gestorbeuenKindes uachgewieseu hatte und der, auf Kaniucheu geimpft, einerasch tödlich verlaufeude Krankheit erzeugt hatte, uud auch späteruoch forschte er lange im Blute uud in den Nerven der Hunds-