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V. Bakteriologie.
A. Mayer angegebene Normallösung an, die auf 20 » destilliertenWassers 0,1 Z phosphorsaures Kali, 0,1 Z schwefelsaure Maguesia,0,01 Z dreibasisch phosphorsauren Kalk und 0,2 Z weinsauresAmmoniak enthält und als „normale Bakterienflüssigkeit"bezeichnet wurde.
Seine Berechnungen über die Wachstnmsgeschwindigkeit er-öffnen uns eine neue Welt: nimmt man an, daß eine Bakterie sichin eiuer Stunde in zwei, diese nach einer Stunde in vier, dannnach einer weiteren Stunde in acht Bakterien teilt, so haben wir nachsieben Tagen eine Menge von Bakterien, deren Zahl sich nurdurch eine Ziffer von 51 Stellen ausdrücken !läßt. Schon nachfünf Tagen würden die ohne Unterbrechung wachsenden Bakteriendas ganze Weltmeer ausfüllen und nach drei Tagen ein Gewichtvon ISO 000 Ceutnern ausmachen. Außerdem betonte Cohn, daßman die pathogenen Bakterien von den saprogenen unterscheidenmüsse. Aber so überzeugend auch seiue Ansichten waren, er hatteden schwachen Punkt seiner Deduktionen selbst gefühlt, daß ernämlich die isolierte Beobachtung der einzelnen Gattungen nichthatte durchführen können und so noch immer dem Einwand Platzgegeben war, daß die von ihm beschriebenen Arten keine reinenArten seien. So konnte es auch nicht ausbleiben, daß sich Gegnerfanden, unter denen der Engländer Ray-Lankefter zuerst genanntwerden muß. Er fand (1873), daß fauleude Teile von Tierkörperneine auffallende Pnrpurfärbnng zeigten und fah bei der mikrosko-pischen Untersuchung, daß die roten Massen aus allen möglichen Bak-terienformen bestanden. Deshalb bezeichnete er alle das Bakterio-Pnrpnrin bildenden Organismen als Laoterium rulzssesns.Auch Josef Lifter hatte sich eine eigenartige Ansicht über dieBakterien gebildet, die er als aus den feinsten Sprossen von Pilz-Conidien hervorgegangen glaubte. Er hielt deshalb alle Klassi-fikationsversuche, die von der Morphologie ausgehen, für uunütz.Dasselbe Bakterium kann in einem Falle Milchsäurebildung, imanderen die Erzeugung von schwarzem Pigment veranlassen, je nach-dem die äußeren Umstände wechseln: aus diesem Grunde kann einniederer Organismus mitunter uugiftig und harmlos sein, dannaber deletäre Wirkungen ausüben. Zu ähnlichen Anschauungen