Bakterienzüchtung.
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Untersuchungen von Edwin Klebs (t«73), welcher als Nährbodendie erst bei 50° 0. flüssig werdende Hausenblasengallerte einführteund deren durch die Pilze verursachte Verflüssigung studierte. Ersah die aus isolierten Keimen hervorgegangenen Kolonien ver-schiedener Bakterienarten, welche sich nach der Verflüssigung desfesteu Nährbodens zu einer gleichförmige» Masse, zur homogenenPlasmaschicht, umgewandelt hatten, aber deren richtige Dentunggelaug uicht ihm, sondern war erst Robert Koch vorbehalten.
Daß es morphologische Unterschiede unter den kleinsten Lebe-wesen giebt, war durch die Forschung bewiesen, besonders Schrötermachte sich in dieser Hinsicht verdient, denn ihm gelang es, aufseinen Nährböden (Kartoffeln) Klümpchen von verschiedener Farbeund verschiedener Form zu züchten, welche sich mit ihren charakte-ristischen Eigentümlichkeiten auf frischen Nährboden weiterzüchtenließen. Seme Arbeit über die „Pigmentbakterien" wurde aber erstdurch Ferdinand Cohn (1872) ins rechte Licht gesetzt. Er be-zeichnete die Bakterien als „chlorophylllose Zellen von kugeliger,vblouger oder cylindrischer, mitunter gedrehter oder gekrümmterGestalt, welche ausschließlich durch Qnerteilnng sich vermehren uudeutweder isoliert oder in Zellfamilien vegetieren". Er teilte ein in:Kugelbakterien, Stäbchenbakterien, Fadenbaktericn und Schrauben-bakterien. Dabei war er sich aber bewußt, daß seine Einteilungnoch uicht vollendet war, denn er sagt selbst: „Da es unmöglichist, einzelne Bakterien zu isolieren und längere Zeit unter ver-schiedenen Verhältnissen zu beobachten, bei Massenkulturen aber sichniemals Sicherheit gewinnen läßt, ob znr Aussaat nur eine einzigeoder verschiedene gleichzeitig untereinander lebende Arten benutztwnrdeu, so besitzen wir sür jetzt keinerlei Methoden, nm bei denBakterien Alters- und Entwickelnngszustände, Varietäten und Artensicher abzugrenzen." Außerdem bemühte sich Cohn, die Ernährungs-verhältnisse der Bakterien zu ergründen, und fand bald, daß dievon Pafteur angegebene Flüssigkeit durch deu Gehalt an Zuckerdie Eutwickelung der Hefeu und Schimmelpilze gegenüber denBakterien zn sehr begünstigt. Ans diesem Grunde gebrauchte ereiue Lösung von 1 Teil weinsaurem Ammoniak und 1 Teil Asche-bestandteile ans 100 Teile Wasser und nahm dann später die von
Müller, Organ, Naturw, 11