Print 
Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
Place and Date of Creation
Page
171
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image
 
  

Tuberkulin 1R,

171

Tiere zeigten nach der Impfung mit 1U die Neigung zur re-gressiven Metamorphose. Beim Menschen stellte sich heraus, daßman alle Mischinfektionen ausschließen muß, und daß auch nursolche günstig zu beeinflussen waren, die am Anfange der Krank-heit standen. Baumgarten, welcher die Tierversuche Kochs nach-prüfte, fand ebenso wie Huber, daß der Verlauf der Tuberkulosenach den Impfungen mit ein rascherer nnd maligner war,irgendwelche Anzeichen von einer Neigung zur Heilung sah ernirgends. Ebenso ging es mit den Erfahrungen am tuberkulösenMenschen; der anfängliche Enthusiasmus schlug bald ius Gegen-teil um.

Unter Tuberkuloplasmin versteht man den nach der Er-findung von E. Buchn er gewonnenen plasmatischen Zellsaft derBakterien, der durch Zerreibnng der feuchten Pilzmasse mit Infu-sorienerde und Quarzsand und darauffolgender Auspressuug in derhydraulischen Presse uuter dem Druck von 400500 Atmosphärengewonnen wird. M. Hahn stellte auf diese Weise diePlasmine"verschiedener Pilze, nämlich der Cholera-, Tuberkel-, Typhus- undMilzbrand-Bacillen dar, die man als TyphoplaSmin, Choleraplasmin,Tuberkuloplasmin bezeichnet. Letzteres ist eine klare, bernstein-gelbe Flüssigkeit, die durch Zusatz von 20"/ Glycerin und 5°/^Kochsalz für lauge Zeit haltbar gemacht werden kann. Die Ver-suche, die man an Tieren angestellt hat, waren im allgemeinengünstig; an Menschen wurden noch wenige Versuche durchgeführt.

Auch die Stoffwechselprodukte der Bakterien hat man zuJmmuuisierungszwecken verwendet. Die ersten diesbezüglichenExperimente stammen von Salomon und Smith und datierenaus dem Jahre 1886. Sie immunisierten Tauben gegen die Hog-Cholera, wie Charrin Kaninchen gegen den Lseillus x^oo^ansus.Vehring nnd Kitasato zeigten in einer 1390 erschienenen Schrift:Über das Znstandekommen der Diphtherie -Jmmnnitätnnd der Tetanus -Immunität bei Tieren", daß das Blutvon solchen Tieren, die man gegen einzelne Infektionskrankheitenimmunisiert hatte, bei anderen Tieren starke Schutzkraft entwickelt.Sie konnten mit dem Diphtherie- und Tetanusserum nicht nurerkrankte Tiere wieder heilen, sondern anch gesunde vor der Krank-