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VI. Hygieine.
sich in dem untersuchten Wasser befunden haben. Das Tierexperi-ment ist daun im stände, weitere Aufschlüsse zu geben. Handeltes sich aber darum, die Zahl der im Wasser vorhandenen ent-wickelungsfähigen Keime pro eciu zu bestimmen, so entnimmt manmit einer sterilisierten Pipette ein bestimmtes Volumen (1 eom)des Wassers, bringt es in ein Reagensrohr mit geschmolzener Nähr-gelatine, mischt ordentlich und gießt das Gemisch dann zu einerPlatte aus. Dann läßt man die aufgegossene Schicht erstarren,bei Zimmertemperatur in einer feuchten Kammer stehen nnd zähltnach einigen Tagen die entwickelten Kolonien.
Wir brauchen das Wasfer fortwährend: als Nahrungsmittel,in den meisten Gewerben, znr Reinigung, zum Kochen, znm Löschenausgebrochener Schadenfeuer und unterscheiden Nutz- und Trink-wasser. Während wir an das erstere nicht so große Anforde-rungen stellen, verlangen wir von dem letzteren, daß es hygieinischeinwandsfrei fei. Da aber auch das Nutzwasfer vielfach mit demMenschen in Berührung kommt und eventuelle VerunreinigungenSchaden bringen können, da ferner die Anlage einer doppeltenLeitung mit doppelten Kosten verbunden ist, so hat man allgemeindie Gepflogenheit, in einer und derselben Leitung das Nutz- undTrinkwasser herbeizuführen. Man entnimmt das Wasser entwedergewöhnlichen oder artesischen Brunnen, häufig faßt man starkeQuellen; wo keine andere Möglichkeit vorhanden ist, nimmt manmit Bach- oder Flußwasser vorlieb. Der deutsche Verein für öffent-liche Gesundheitspflege hat auf seinem Kongreß zu Düsseldorf (1876)sich dahin ausgesprochen, daß Quellwasser, Grundwasser und filt-riertes Flußwaffer deu hygieinischen Anforderungen entsprechenkönnen; man wählt im einzelnen Falle diejenige Wasserversorgung,welche die meiste Gewähr für ein regelmäßiges Funktionierenbietet, die geringsten Unkosten verursacht und hygieinisch nicht be-anstandet werden kann. Was die nötige Wassermenge angeht, sobraucht mau nach den Berechnungen Pettenkofers pro Kopf undTag 150 Liter, wobei der Aufwand für Reinigung der Straßen,öffentliche Fenersicherheit, Gewerbe mit eingerechnet ist. Am bestenist das Wasfer aus Quellen, die natürlich richtig gefaßt sein müssennnd in einzelnen Kanälen nach einem Sammelbassin geleitet werden,