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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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VI. Hygieine.

Wie es um die Wasserversorgung uvch zur Mitte des vergangenenJahrhunderts aussah, zeigt ein Gang durch die alten Städte.Heutzutage sind die Gefahren eines schlechten Trink- und Nutz-wassers durch die Forschungen der Hygieine allgemein bekannt undgroße Städte haben mit ungeheuren Kosten sich in den Besitz vonHochquellleitungen gesetzt, wie Wien, München u. a. m., die ihres-gleichen suchen. So hat München sich weitab von der Stadt inden Borbergen ein Sammelgebiet erworben, welches unter großen:Druck das köstlichste Quellwasser liefert und zwar in einer Menge,daß die Stadt noch um das Doppelte zunehmen kann, ohne daßMangel an Wasser eintritt. Hand in Hand mit der Wasserver-sorgung ging auch der durch lauge Jahrhunderte vernachlässigteBan von öffentlichen und privaten Bädern. Während die altenRömer der Freigebigkeit ihrer Kaiser die herrlichsten Badeanstaltenzu verdanken hatten, kannte man im Mittelalter und bis hereinin unsere Zeit nur schlecht eingerichtete nnd schlecht gehalteneBäder. Dies ist mit einem Schlage anders geworden. Heutehaben die großen und auch die kleinen Städte alle ihre öffentlichenBadeanstalten für Wannenbäder, Brausebäder und Schwimmgelegen-heit in großen Bassins und kaum eine moderne Wohnung entbehrteines Badezimmers. Wie sehr durch die Ermöglichung eines billigenBades die allgemeine Gesundheit unterstützt wird, bedarf keinerweiteren Auseinandersetzung.

' Noch eine neue Wissenschaft hat die Hygieine gezeitigt, dieMeteorologie, die zum ersten Male für die Medizin vonW. I. van Bebber in seinem Lehrbuch:Hygieinische Metero-Iogie"(1895) bearbeitet und von A. Magelßen in seiner Broschüre:Über die Abhängigkeit der Krankheiten von der Witte-rung" (1890) vorbereitet wurde. Wir haben in den meteorolo-gischen Stationen kleine wissenschaftliche Institute, in welchen mitpeinlicher Gewissenhaftigkeit die Temperatur der Luft, der Luft-druck, die Windstärke und Windrichtung, der Gehalt der Luft anFeuchtigkeit und die Niederschlagsmenge gemessen werden. DieseInstitute stehen mit den Wetterwarten in Verbindung, so daß dasin ihnen gesammelte Material Wohl später noch den Ausgangspunkthochinteressanter Schlüsse bieten wird. Der Vollständigkeit wegen