Wilhelm Winlernch.
427
1864 eine große Arbeit darüber der Öffentlichkeit übergab unddamit den Anfang zu einer Reihe höchst geistreicher Arbeiten machte,die um so interessanter wurden, nachdem man den Sphygmographennnd den Pletysmographen, die Stoffwechselbestimmlingen, die mikro-skopischen und chemischen Blutuutersnchungen, überhaupt das gauzeRüstzeug der modernen Wissenschaft beigezogen hatte, was wirhauptsächlich W. Winternitz , dem Altmeister der Hydrotherapie,zu verdanken haben. Er und seiue Schule begründeten in einergeschlossenen Reihe von logisch augelegten uud durchgeführtenArbeiten die Physiologie und wiesen nach, daß die Hydrotherapie inder Hand eines auf der Höhe der Zeit stehenden Arztes eines derwertvollsten Heilmittel ist, über welche die Therapie zn verfügenhat. Alle Studien, die seit dem Jahre 1876, wo Winternitz seine„Hydrotherapie auf physiologischer und klinischer Grund-lage" herausgab, angestellt wurden, basieren mehr oder weniger ausWinternitz , der mit seltenem Arbeitsgciste nicht rastete, seineSpecialwissenschast in die Höhe zu bringen. Was er erreicht hat,war viel. Man hat Lehrstühle der Hydrotherapie errichtet und sieden internen Kliniken angegliedert und nunmehr geht der junge Arzt
auch aus diesem Specialgebiete wohlausgerü'tet in die Praxis.--
Man sollte nun meinen, daß einer Methode, die so rasch undso sicher sich das wissenschaftliche Bürgerrecht errungen hat, auchdas Wohlwollen der Laienwelt lächelte. Aber weit gefehlt! Jewissenschaftlicher die Hydrotherapie wurde, je mehr die leitendenArzte der Wasserheilanstalten sich technisch und physiologisch aus-bildeten, umsvmehr schwand das Vertrauen der Kranken, und fastschien es, als ob das Plus au innerem Werte ein Minus anallgemeiner Anerkennung nach sich ziehen sollte. — Da erstandder „Wasserkunst", der ja Fritz Reuter ein so schönes Deukmalgesetzt hat, ein neuer Prophet iu der Gestalt des schwäbischenPfarrherrn Sebastian Kneipp , den nun auch schon der grüneRasen deckt. Kneipp hatte, wie alle Reformatoren auf dem Ge-biete des Wasserheilverfahrens desfen Wohlthaten, am eigenen Leibeschätzen gelernt nnd gründete in dein Bauerndorfe Wvnsyofenein Asyl, dem bald Tauseude au§ allen Kreisen der Bevölkerung,namentlich aus den besseren, zuströmten. Er kannte nur kaltes