Wirkungen des Lichtes auf die organische Natur.
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sind Selbstmorde und Verbrechen häufiger wie im Sommer. Auchin der Völkerpsychologie spielt das Licht eine Rolle: Im sonnigenSüden entwickelt sich eine andere Musik, eine andere Malerei alsim trüben Norden. Dort lachender Himmel uud lachende Lebens-lust in sorglosen Gemütern, hier trübe Wochen und Monate, ernste,schwermütige Lebensauffassung und Neigung zum Grübeln undPhilosophieren: dort rascher Entschluß und geringe Arbeitslust,hier ernste, auf Wochen hinaus vorbereitete Arbeit. Daß derMond auf den Menschen wirkt, ist bekannt: während er einzelneIndividuen beruhigt, erregt er das Nerveusystem anderer uud er-zeugt einen somnambulen Zustand, dem man den Namen Luua-tismus gegeben hat.
Was den Einfluß des Lichtes auf die Pflanzen betrifft, fobrauchen wir nur den Namen v. Sachs zu nennen, um dieepochemachenden Entdeckungen dieses Forschers auf dem Gebietedes Heliotropismus ius Gedächtnis zurückzurufen. — Bei einer derlichtbedürftigsten Pflanzen, ?I^eom^os8 nitsus, genügt die Ver-dunkelung von einer Stunde, um eine deutliche Wachstumshemmungzu erzengen. Die gelben Strahlen sind von hoher Bedeutung fürdie Thätigkeit des Chlorophylls, welches im Dunkeln nicht entwickeltwird, wodurch die Pflanze eine ihrer Hauptaufgaben im Haushalteder Natur nicht erfüllen kann; man spricht in diesem Falle vonetiolierten Pflanzen.
Die Wirksamkeit der verschiedenen Farben ist durch zahlreicheVersuche bestätigt: gleich große Exemplare der Nimosa, xuäieawuchsen in derselben Zeit unter rotem Licht 42 cm, unter grünem15 ein, unter blauem gar nicht. Ähnlich wie das Tageslicht wirktdas elektrische Licht, mit dessen Hilfe man es erreichen kann, daß einePflanze während der 24 Stunden des Tages keilte Ruhezeit hat. —In der Tierwelt reagieren schon die niedersten Organismen auf dasLicht. Fliegeiteier, Larven entwickeln sich am besten unter blauem,am schlechtesten unter grünem Lichte. Nach den Untersuchungenvon I. Loeb siud auch die Tiere heliotropisch wie die Pflanzen undzwar positiv und negativ. Hierher gehören auch die Assimilations-versuche. Im Dunkeln gehaltene Hunde schieden um 20 ° „ weitigerKohlensäure aus als solche, die dem Lichte ausgesetzt waren.