NielS N. Finsen.
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behandelt, dessen Lampe eine Stärke von 12 Amperes hatte. Späterstellte sich heraus, daß man gleichzeitig die sogenannte Aqnapnnktnrangewandt hatte, also die Haut mit einem nadelscharfen, untergroßer Gewalt wirkenden Wasserstrahl reizte nnd dadurch an denGeschwürsenden Granulationen hervorrief. Derartige Erfolge aufdas Konto der Lichttherapie setzen zu wollen, ist unwissenschaftlich,denn Heilwirkungen der reinen Aauapuuktnr sind den Hydropathenseit langem bekannt.
Rationell sind überhaupt nur die Versuche Finsens: er er-reichte Entzündungen der verschiedensten Grade, vom einfacheilErythem bis zur Blaseubilduug und zur starken Anschwellung derHaut. Interessant ist die Heilung der Kahlkopsigkeit durch Licht;es ist thatsächlich gelungen, durch direkte Bestrahlung nach einigenWochen, in schwereren Fällen nach Monaten, kahle Inseln auf demKopfe zu beHaaren, natürlich nur solche, auf denen die Haarwurzelnunversehrt geblieben waren und nur der Haarschaft einem Pilzezum Opfer gefallen war.
Es giebt Optimisten, auch unter den Ärzten, welche der Licht-therapie dieselbe Bedeutung zumessen, wie der Elektrotherapie.
Wir habeu bisher bei unseren Betrachtungen immer nur aufdas weiße Licht Bezug genommen. Es ist aber naheliegend, daßdas farbige Licht Wirkungen haben kann, die im weißen nurunklar zur Beobachtung kommen. Wir wissen, daß rot uud gelbden Eindruck des Freundlichen, Behaglichen, blau den des Kalten,Ernsten macht. Schon im Mittelalter spielte die rote Farbe eineRolle in der Pockentherapie: man verhängte die Fenster mitroten Tüchern und in Japan giebt man den pockenkranken Kindernrvtes Spielzeug. Mehr Methode haben die Versuche, das farbigeLicht bei Geisteskranken anzuwenden. Der erste, der sich damitbeschäftigte, war Ponza; er schrieb der roten Farbe erregende, derblaueu uud violetten beruhigende Wirkung zu uud brachte seineMelancholiker in rot beleuchtete, seine Tobsüchtigen in blaue oderviolette Zimmer. Seine 1876 herausgegebenen Resultate veran-laßten eine Nachprüfung in England . Dort brachte man einenschwer Melancholischen in ein mit gelben Tapeten, gelber Deckeund gelbem Fußboden ausgestattetes, nach Süden gelegenes Zimmer.