Italienische Forscher. 451
italiang," öffentlich anbahnte. Auch Mariano Semmola (1831—1896), der über Diabetes und Brightsche Krankheit arbeitete undauch historisch thätig war, kann zu den Reformatoren der italienischen Schule gezählt werden. Er nahm gegen die übermäßige Wert-schätzung des Auslandes Stellung uud betonte die Fortschritte,welche die italienische Medizin unabhängig von fremdem Einflußgemacht hat. Dabei übersah er aber das Wichtigste, nämlichdaß eben doch der Ausgangspunkt der modernen physiologischenund pathologischen Forschung im Auslande zu suchen ist. SeinWerk: „Die alte und neue Medizin" (1885), welches vonV. Meyer nicht übermäßig glücklich ins Deutsche übersetzt wurdeund überhaupt in der gesamten moderneu Litteratur durch Über-tragungen bekannt wurde, uimmt im Gruude Stellung gegenVirchow, gegen den Morgagni , Spallanzani, Sarcone aus-gespielt werden. — Der berühmteste der italienischen Kliniker istkein Italiener, sondern ein Böhme. Arnaldo Cantani (1837—1893) wurde auf deutschen Hochschulen ausgebildet nnd ist auch,uachdem er längst Lehrer in Pavia und Neapel geworden war,immer noch mit der alten Heimat in Verbindung gestanden. SeineForschungen über Diabetes und Stoffwechselkrankheiten atmendeutschen Geist, den er anch durch Übersetzungen seinen nenenLandsleuten zu vermitteln wußte, was ihm besonders durch dieÜbertragung von Niemeyers Pathologie und Therapie gelang. —
Von den Amerikanern ist Weir-Mitchell zu nennen, dem mitPlayfair ein neues Verfahren der Diätothernpie, die Mastkur, zu-geschrieben wird, welches sich bald allgemeiner Ausnahme in Deutsch-land erfreuen durfte. Es ist damit nur ein verschwindend kleinerTeil derjenigen Forscher genannt, welche sich um die innere Medizinverdient gemacht haben, aber gerade die innere Medizin ist ein Fach,das so viele Disciplinen in sich begreift, daß ein weiteres Eingehendem Zwecke der vorliegenden Ausführungen zuwiderlaufen würde. —
Im Anschluß an die innere Medizin konnte sich auch die
Arzneimittellehre
entwickeln; man hat den alten Usus der Wiener Schule, miteinem harmlosen Mittel abzuwarten, bis die Krankheit Fortschritte
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