Puerpcralfieber.
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fällen Anlaß gegeben. Man würde freilich sehr unrecht thun,wenn man etwa annähme, irgend einer der Gegner hat trotz festerÜberzeugung von der Wahrheit der Lehre sie bekämpft, nur umseine oulpa nicht eingestehen zu müssen, aber unbewußt hat dieseNotwendigkeit, eine Schuld bekennen zu müssen, gewiß mitgewirkt.Der Mensch ist ja äußerst erfinderisch in Selbsttäuschung und be-sonders in nichts ingeniöser, als in der Kunst, die wahren Motiveseines Handelns nicht nur vor anderen, sondern auch vor sich zuverbergen."
Wir hatten schon früher Gelegenheit, des Kieler ProfessorsMichaelis zu gedenken, der als der erste für SemmelweisStellung nahm, aber schon im Alter von 50 Jahren (1848) ineinem Anfalle von Trübsinn seinem Leben ein Ende machte.Gustav Adolf Michaelis (1798—1848) wird von Fritsch alseiner der bedeutendsten Geburtshelfer aller Zeiteu und aller Länderangesehen. Sein Hauptwerk: „Über das enge Becken", welchesnach seinem Tvde vvn Litzmann ediert wurde (1851), stelltFritsch so hoch, wie die Wiedereinführung der Wendung durchPare oder wie die Erfindung der Zange. Leider fehlt dem Buchder wichtigste Teil, welcher die Behandlung betrifft, aber der Fehlerist dadurch wieder gut gemacht worden, daß das Werk die An-regung zu zahlreichen Studien und Arbeiten gab, aus denen sich diewissenschaftliche Behandlung der dnrch Beckenenge hervorgerufenenGeburtserschweruug entwickeln konnte. Da die richtige Geburts-hilfe die natürlichen Kräfte zu unterstützen hat, nicht an derenStelle neue Kräfte setzen soll, so ist eS klar, daß man erst dannzu einer wissenschaftlichen Kunsthilfe kommen konnte, nachdem mangesehen hatte, wie die Natur die ihr durch ein fehlerhaft gebautesBeckeu gebotenen Hindernisse überwindet. Darin liegt das großePerdienst, das sich Michaelis um die Geburtshilfe erworben hat.—
Wir können nun ohne weiteres zu denjenigen Forschern über-gehe!?, welche dem 19. Jahrhundert vollständig angehören und habennnter diesen in erster Linie Kiwisch v. Rotterau, Scanzoni,Martin, Crede, Kaltenbach und Spiegelberg zu nennen.Nach Kleinwächter beginnt mit Franz Kiwisch von Rotterau(1814—1852) die moderne Geburtshilfe. „Er war der erste, der