Geburtshelfer der Neuzeit.
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Nachahmung und in manchen Kreisen auch begeisterte Anerkennung,aber es erhoben sich auch gewichtige Stimmen gegen die Methode,namentlich im Lager der Neurologen und Psychiater. Die Kastra-tion wurde gegen Ende des Jahrhunderts mehr und mehr verlassen.Die gynäkologische Operationstechnik hat Hegar, der auch dieBekämpfung des Puerperalsiebers sich zur Lebensaufgabe geinachthat, wesentlich gefördert. — Zum Teil in englischer Schule unter-richtet, hat sich Adols Ludwig Sigismnnd Gusserow (geb. 1836)um die Geschichte der Geburtshilfe und Gynäkologie Verdiensteerworben, lehrt seit 1878 in Berlin und ist Mitredaktenr dec-Archives für Geburtshilfe. — Karl Schröder (1838—1887) hatsich die Einführung der Antiseptik angelegen sein lassen und wurdenamentlich berühmt durch seiue zahlreiche Laparatomien und Ovario-tomien, in deren Ausführung er Meister war; mehr gynäkologischthätig, schrieb er auch ein „Lehrbuch der Gynäkologie", welchessich dadurch als äußerst praktisch erwies, daß er iu demselben dieErfahrungen seiner reichen klinischen und privaten Praxis nieder-legte. Er wurde 1878 Mitglied der im Schoße der Berlinergeburtshilflichen Gesellschaft gebildeten „ Pnerperalfieber-Kom-Mission", welche in einer Reihe von Anträgen an die Verwaltungs-behörden Maßregeln an die Hand gab, das Umsichgreifen derKrankheit einzuschränken. Er starb im kräftigsten Mannesalter anden Folgen eines Hirnabscesses. Sein Nachfolger wurde RobertMich. Olshausen (geb. 1835), der das „Lehrbuch der Ge-burtshilfe" von Schroeder zusammen mit Veit in den späterenAuflagen herausgab und seit 1887 die „Zeitschrist für Ge-burtshilfe und Gynäkologie" redigiert. — Johann Veit (geb. Z852), welcher 1896 einem Rufe nach Leyden folgte, ent-stammt der Berliner Schule. Unter den Jüngeren sind nochFasbender, Löhlein und der Münchener Kliniker Winckel zunennen, welch letzterer besonders eine umfassende litterarische Thätig-keit entfaltet. — Zu erwähnen ist noch Hermann Heinrich Plos;(1819—1885), dem wir ein herrliches Buch: „Das Weib inanthropologischer Beziehung" verdauten, ein Werk, das mitunendlichem Fleiße zusammengetragen ist uud dem sich kein ähn-liches in der fremdländischen Litteratur an die Seite stellen kann.