496 IX. Geburtshilfe, Frauen- uud Kinderkrankheiten,
Nach dem Tode des Verfassers wurden die späteren Auflagen vonMax Barrels besorgt.---
Habeu wir nnn die Geburtshilfe bis auf die jüngste Zeitverfolgt, so ist es begreiflich, daß nicht allen heute noch Leben-den Rechnung getragen werden kvnute, um so mehr als es sichum eine Wissenschaft handelt, die so rasch vorwärts schreitet.Nicht mehr in sxlönckiä isolation ragt die Geburtshilfe aus denübrigen Disciplinen, wie gegen das Ende des ersten Drittels des19. Jahrhuuderts, nicht mehr ist sie eine nur von wenigen be-triebene Wissenschaft, wie sie es im 18. Jahrhundert war, wo sie,wie die Wundarznei, von den internen Klinikern verachtet wurde.Heute ist sie eiu starker Ast am Bauin der Medizin und hat sichgleich deu übrigen Disciplinen höchster Wetschätzung zu erfreuen.
Gehen wir zur Gynäkologie über, welche aus der Geburts-hilfe erwachsen ist, so leuchten uns die Namen Spencer Wells,Sims und Simpson entgegen. Thomas Spencer Wells (1818—1897) war lange Jahre Militärarzt und machte verschiedene Feld-züge mit. Bei den vielen Verwundeten, die er zu behandeln hatte,sah er, daß nicht alle Verletzungen des Bauchfelles tödlich ausgingeu,wie man früher angenommen hatte und aus welchem Grunde maudie schon früher oft vorgenommene Eröffnung der Bauchhöhleperhorreszierte. Nach London zurückgekehrt, übernahm er dasSamaritan-Hospital sür n-oiuan anä cllilärsn und wagte sich 1857daran, zum ersten Male den Eierstock zu entfernen. Die Operationmißglückte, aber schon im nächsten Jahre gelang es, eine Operierteam Leben zu erhalten. Bald wuchs die Zahl der Fälle, die ihmzur Operation überwiesen wurden. Während er beim erstenHundert noch 34°/<, Todesfälle hatte, sank die Zahl später auf 4"/<,herab; schon im Jahre 1880 hatte er 1000 Ovariotomien gemacht,die er nun nicht mehr allein wegen Tumoren der Eierstöcke, sondernauch wegen anderer Geschwülste für indiziert hielt. Er verbessertedie Methode infolge seiner reichen Erfahrungen, konnte mit Hilfeder Autiseptik die Gefahren noch mehr vermindern und gestaltetesomit die Laparotomie zu einem fast ungefährlichen Eingriff, zu demman sich sogar dazu entschloß, um eine Diagnose zu sichern. Wennman Wells als den Vater der modernen Bauchchirnrgie bezeichnet,