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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Ovariotomie.

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so kann man ihn nicht für die Auswüchse des Verfahrens ver-antwortlich machen, welche es schließlich gestatteten, wegen gering-fügiger Veränderungen das Weib zu kastrieren. Die Reaktiongegen diese Richtung ist laugst eingetreten. Spencer Wells machteschon in der vorantiseptischen Zeit darauf aufmerksam, daß derOperateur für sich und seine Umgebung sich peinlichster Reinlichkeitbefleißigen müsse und hat somit in gewissem Sinne dem großenLister vorgearbeitet. Seine bedeutendsten litterarischen Arbeiten sindOiskÄSSZ ok tlrs ovariss, ttieir äiaAQosis a,nä treatö-ment" (1865) uudlisetures 011 ckig.Ao.osi8 a,nck surAieacktrsatment, ok aväowinal tumours" (1878).

Wir dürfen nun aber nicht annehmen, daß Wells mit seinerOvariotomie etwas neues in die Welt gesetzt hat; er hat die Methodenur verbessert, aber die Eröffnung der Unterleibshöhle zum Zweckeder Entfernung von Geschwülsten wurde schon früher geübt. Dieerste Ovariotomie wurde von E. Mc. Dowell in Kentucky ( 1809)ausgeführt, der erste Engländer, der sich an die schwere Operationtraute, war Lizars (1824), der erste Deutsche Chrysmar (1819).In Frankreich hatte Koeberle, der 1864 über zwölf OperationenBericht erstattete, von vornherein guten Erfolg. Mit der Einfüh-rung der antiseptischen Wundbehandlung konnten die letzten Be-denken gegen die Operation schwinden. Wie die Aussichten sichgebessert haben, das beweist eine von Martin gebrachte Statistik,nach welcher er bei 100 Ovariotomien nur einen Todesfall zubeklagen hatte. Thatsache ist ferner, daß auch die Chirurgen, diewegen eines Bauchschusses oder wegen Neubildungen im Unterleibdie Bauchhöhle eröffnen, nur selten einen Kranken dnrch dieOperation selbst verlieren. Die Technik ist so vervollkommnetworden, daß die Gefahren auf ein Minimum reduziert werdenkonnten, wofür auch die Vornahme der sogenanntenProbelapara-tomie" spricht. Nicht minder einflußreich für die gynäkolo-gische Chirurgie war James Joung Simpson (18111870).Obwohl er in bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen war, gelauges ihm schon mit 29 Jahren, den Lehrstuhl Hamiltous für Ge-burtshilfe zu erlangen und sich einen solchen Ruf zu verschaffen,daß ihm Patientinnen aus allen Weltteilen zuströmten. Seine

Müller, Organ. Naturw. 32