Fortschritte der Gynäkologie.
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trägt und gewissermaßen das Vorbild aller späteren Pessars ge-worden ist, und Thüre Brandt (1818—1895), der zwar nichtArzt war, aber sich doch durch die Ausbildung der Beckenmassage,die nunmehr von den Ärzten übernommen wurde, große Verdiensteum die Fraueitwelt erworben hat.
Was die Gynäkologie neben den soeben geschilderten epochalenNcnernngen noch außerdem in ihrem Fortschreiten unterstützensollte, war die von Schultze und Holst (1865) eingeführte bima-nuelle Untersuchung und die Verbesserung der vou MarionSims angegebenen Spekula. Mit deren Hilfe kamen dieplastischen Operationen in Aufnahme, die nnn leichter durchführbarwareu als früher. Die Anskratzung der Jnnenschleimhaut derGebärmutter wurde nicht nur zu Heilzwecken unternommen, sondernlieferte auch ein wichtiges Substrat für die mikroskopische Nuter-snchung und damit für die Diagnostik bisher dunkler Krankheits-vvrgänge. So hat es sich namentlich Carl Rüge in Berlin (geb.1846) augelegen sein lassen, die Neubildungen der Gebärmutterdurch anatomische Untersuchung rechtzeitig zu erkennen, ans welcherBasis auch sein mit Winter zusammeu geschriebenes „Lehrbuchder gynäkologischen Diagnostik" (1898) beruht. — Wie mandie Massage und Elektricität, auch die Hydrotherapie und Galvano-kaustik in der Gynäkotherapie sich nutzbar zu machen verstandenhat, so ist man noch einen Schritt weiter gegangen und studiertedie Prophylaxis der Fraueukrankheiten. Man lernte die Ge-fahren der Folgezustände eines Dammrisses kennen und suchtedieselben durch einen richtigen Dammschutz zu vermeideu, mauhat mit der Bekämpfung des KindbettfieberS zahllosen Fraueudas Leben erhalten, aber auch noch weiter heilend gewirkt, denndamit wurden die schrecklichen Nachkrankheiten dieser mörde-rischen Seuche vermieden. Endlich ist man darauf gekommen,daß eine Reihe von Unterleibskrankheiten durch galante Anstecknngentsteht, mit deren Einschränkung für das allgemeine Wohl einwesentlicher Schritt nach vorwärts gethan ist. Die heutige Zeitkennt in solchen Fragen keine Prüderie mehr, sondern sieht mitscharfen Nngen bestehende Schäden. Ja man ist sogar so weit
gegangen, durch eilte geeignete Diät die Frucht so zu verkleinern,
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