Serumtherapic,
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hat, in anderen aber ließ es völlig im Stich; so kommt es, daßeinzelne Statistiken eine Verminderung der Todesfälle, andere aberkeine solche 'aufweisen. Der Historiker, welchen uicht persönlicheMeinungen im Urteile fuhren dürfen, hat einfach zu registriere!?,daß das Heilserum ebenso viele Gegner als Freunde hat. Esscheint, daß auch der Lösflersche Bacillus nicht die Ursache derKrankheit ist, sondern daß es Diphtherien giebt, in welchen nebendem genannten Bacillus eine Streptoeocceninfektion vorliegt.Während im ersteren Falle das Heilserum, vielleicht aber auch diebisher gewohnte rationelle Therapie Heilung verspricht, ist imletzteren Falle die menschliche Weisheit an ihrem Ende angelangtund es ist deshalb wünschenswert, daß man nnr diese abnormschweren Fälle Diphtheritis heißt und nur gegen diese den Serum-kampf unternimmt. — Zu erwähnen wäre noch, daß sichA. Baginsky um die Geschichte der Serumtherapie der Diph-theritis sehr verdient gemacht hat und daß in allerjüngster Zeitvon dem Holländer E. I. Buning in Winschoten eine kritischeStudie erschienen ist, welche mit großem Geschick verfaßt ist. —
Wir haben der Ernährung der Kinder schon im vorher-gehenden ausführlich gedacht und die Diphtheritis besprochen. Esist unmöglich, alle Kinderkrankheiten durchzunehmeu und nachzu-weisen, welche Fortschritte die Erkenntnis und die Behandlunggemacht hat. Bei den fieberhaften Krankheiten infektiöser Natur(Scharlach, Masern) hat man das alte Regime, von den Kindernjeden Lnftzng fernzuhalten und sie vor dem kalten Wasser zuschützen, zu Gunsten einer verständigen hydropathischen Behandlungverlassen und dadurch sehr gute Resultate erzielt. Der Keuchhustenhat den Fleiß der Therapeuten herausgefordert, ohne daß dessenDauer wesentlich hätte abgekürzt werden können, auch ein VorschlagOttmar Ammanns in München , durch heilgymnastische Griffeden einzelnen Anfall zu coupieren, ist nicht von der Allgemeinheitder Ärzte aufgenommen worden. Von großer Bedeutung sind: diePathologie des kindlichen Blutes und die Stoffwechseluntersuchuugcn,welche geeignet sind, die Ernährung des Säuglings noch mehr zuklären. Der Ausspruch Henochs, daß die Pädiatrie in jüngsterZeit nicht aus dem Gärungszustande herausgekommen, sondern