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Geschichte der organischen Naturwissenschaften im neunzehnten Jahrhundert : Medizin und deren Hilfswissenschaften, Zoologie und Botanik / von Franz Carl Müller
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Vergiftungen.

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Tiere an Größe und Aussehen dem der Menschen ungemein ähnlichsind, so ist es äußerst schwierig, ein absolut sicheres Urteil zufallen. Es existiert eine Anzahl von eingehenden wissenschaftlichenArbeiten über die erwähnten Fragen, so von Bru ecke und Virchow,von HoPPe-Seyler, Hofmann, Hünefeld und Malinen, welchletzterer sich über die Untersuchung des Menschen- nnd Tierblntesin eingetrockneten Flecken ausgelassen hat; über das gleiche Themaschrieb Hans Schmid. Endlich wäre noch die Studie vou Teich-mann über dieHäminkrystalle" zu citieren.

Eine große Rolle in der gerichtlichen Medizin spielen dieVergiftungen, von denen Samuel eine recht gute Einteilung bringt.Er unterscheidet Selbstvergiftungen durch Selbstmord und Gift-morde, ferner unbeabsichtigte (z. B. durch Gasausströmnngen) undökonomische Vergiftungen (bleihaltiges Wasser, arsenhaltige Tapeten,verdorbene Nahrungsmittel), Vergiftungen durch Tiere, medizinaleund gewerbliche Vergiftungen. Schon daraus kann man sehen, wiegroß das einschlägige Gebiet ist. Hnsemann gab (1882) folgendeDefinition des Begriffes Gift:Gifte sind solche unorganische oderorgauische, künstlich darstellbare oder in der Natnr vorgebildete,nicht organisierte Stoffe, welche durch ihre chemische Natur untergewissen Bedingungen irgend welche organisch lebende Wesen sobeeinträchtigen, daß die Gesundheit oder das relative Wohlbefindendieser Organismen dadurch vorübergehend oder dauernd schwer be-einträchtigt wird." Kürzer ist die Erklärung von Kobert (1893),der alle diejenigen pharmakologifchen Präparate, welche in eineingegebenen Falle nicht nützen, sondern schaden, als Gifte bezeichnet.Gifte können dem Körper von außen zugeführt werden oder imInnern des Körpers selbst entstehen. Im ersteren Falle giebt esverschiedene Wege der Einverleibung: durch die Haut, durch denMagendarmkanal, durch die Luuge. Vergiftungen auf dem Wegevon außen nennt Jaksch exogene, solche, die sich im Innern desKörpers selbst entwickeln, eiiäoZöns "loxicossn. Unter denletzteren nennt Jaksch die Retentions-Toxicosen, wenn sichnormale Produkte des Stoffwechsels durch gewisse Veränderungendes Körpers in demselben anhäufen (Urämie, Kohlensäurevergiftungenbei Herzfehlern oder allgemeinen Verbrennungen der Haut) und