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Psychologie.
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zu den Lehren von Ulrici und Lotze . Ersterer stellte sich dieAufgabe, „auf Grund der Ergebnisse der Naturwissenschaften, alsoauf der Basis feststehender Thatsachen, eine idealistische Lebens-und Weltanschauung aufzubauen. Weit einflußreicher wurde RudolfHermann Lotze (1817—1881), welcher in medizinischer Schuleaufgewachsen Herbarts Nachfolger in Görtingen wurde und sichauch als Physiologe auszeichnete. Einer der feinsten Köpfe seinerZeit blieb er immer auf dem Boden der strengen Naturwissenschaftund erklärte alle psychologischen Vorgänge durch physiologischeThatsachen, wie er überhaupt das Seelenleben als einen Physio-logischen Mechanismus ansah. Von ihm stammt neben einer Reiherein medizinischer Werke die: „Medizinische Psychologie oderPhysiologie der Seele" (1852) und eine „Metaphysik"(1841).
Die moderne psychologische Bewegung nimmt ihren Ursprungmit Gustav Theodor Fechner , dessen „Elemente der Psycho-physik" (1860) Aufsehen erregten. Er nimmt an, daß der Sitzdes Bewußtseins im Großhirn ist und stellte die gesetzmäßigen Be-ziehungen des Psychischen zum Physischen fest, wobei er sich aufdie Weberschen Untersuchungen stützte. Diese hatten ergeben, daß„in einem Sinnesgebiet bei jeder Konstatierung der eben merklichenÄnderung der Empfindung der relative Reizunterschied konstantbleibt." Man kann nach Fechner die Empfindungen messen.Noch wertvoller sind die Untersuchungen vonHelmholtz, dem mauim Lager der Psychologen vorgeworfen hat, daß er kein Psychologevon Fach gewesen sei. Ihm verdanken wir die „Analyse derSinneswahrnehmungen."
An der Spitze der experimentellen Psychologen steht WilhelmMax Wundt (geb. 1832), welcher zuerst Physiologe war und 1875das erste Institut für psychologische Forschung in Leipzig gründete,das für andere zum Muster dieute. Wundt giebt seit 1883 die„Philosophischen Studien" heraus, in denen die hervor-ragendsten Fachmänner sowohl wie auch jüngere Talente zumWort kommen, und hat uns in seinen „Vorlesungen über dieMenschen- und Tierseele" (1863), in seinen „Grundzügeder physiologischen Psychologie" (1893) und in seinem